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Mystisch und geheimnisvoll, voll Spannung und mit unglaublicher Ausdauer der Hähne - so ließe sich die Balz des Auerwildes in einem Satz beschreiben.

Für die meisten österreichischen Jäger ist die Balz jene Zeit, in welcher der Hahn bejagt wird. Aber auch für Jäger, in deren Revieren die Jagd untersagt ist, bietet die Auerwildbalz ein unvergleichliches Naturschauspiel, das sich etwa mittels Digiscoping verewigen lässt.   


Bereits mit den ersten wärmeren Tagen im März erwachen beim Hahn die Frühlingsgefühle. So kann man ohne weiteres schon Mitte, Ende März die Strophen des Urhahns durch die verschneiten Wälder hören. 
Die Strophe vom Hahn wird teilweise von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich bezeichnet. Lediglich die Anzahl der Gsatzln bleibt mit vier immer dieselbe. Jeder Hahn beginnt mit dem Glöckeln, manche sagen auch „Knappen“ dazu. Dieser Ton ähnelt dem Fall eines Wassertropfens in eine Holzschüssel und ist sehr markant, jedoch auch unwahrscheinlich leise für die Größe dieser Wildart. Sitzt man neben einem noch so kleinen Gewässer im Wald, ist es sehr schwer, diesen Ton herauszuhören. Auch beim Erwachen der Singvögel wird dies zu einer nervtötenden Angelegenheit denn das Zwitschern und Pfeifen der Singvögel übertönt das Glöckeln fast zu Gänze. Die Balz, und mit ihr das Erklingen des ersten Tons durch die dunklen Wälder, beginnt ungefähr eine halbe Stunde vor Erwachen der Singvögel. Diese Zeit verschiebt sich natürlich von Mitte März bis Anfang Juni enorm – so beginnt der Hahn im März frühestens um Viertel vor sechs und Anfang Mai kann man um Viertel vor vier bereits das Klopfen der Hähne hören. Erwacht der Hahn, und man sitzt direkt unter seinem Schlafbaum, kann es sein, dass man das Aufplustern des Gefieders und das leise Abschütteln hört. Es dauert dann nicht lange und er beginnt mit dem Glöckeln. Man nennt dies das „Einspielen der Hähne“. Zu Beginn ist der Abstand zwischen dem Glöckeln relativ lange – so mancher Hahn macht Pausen von bis zu 30 Sekunden, jedoch wird der Abstand der einzeln aufeinanderfolgenden Töne immer kürzer, bis er schließlich zu einer trillernden Sequenz wird. Dies ist dann auch schon das zweite Gsatzl, und wird als Trillern bezeichnet. Anfangs kann es vorkommen, dass der Hahn mit dem Trillern endet, und wieder mit dem Glöckeln beginnt. 

Normalerweise folgt auf das Trillern aber der Hauptschlag. Dieser ist jenes Gsatzl in der Strophe, der für das menschliche Ohr am besten zu hören ist. Hat man einen guten Talwind und kein Wasser in der Nähe, ist es möglich, diesen Ton noch über 100 Meter Entfernung zu hören. 

Dieser Hauptschlag klingt fast genauso, wie das Herausziehen eines Korkens aus einer Flasche. Jetzt erst folgt das berühmte und ersehnte vierte Gsatzl, nämlich das Schleifen – auch als Wetzen bekannt. Die Bezeichnung „Wetzen“ wurde wahrscheinlich vom Wetzen der Sensen abgeleitet, da es mit ein wenig Fantasie diesem Geräusch ähnelt. Zu Beginn Ende März balzen die Hähne noch nicht sehr ausdauernd, und es kann schon vorkommen, dass sie um Viertel vor sechs beginnen und bereits eine halbe Stunde darauf wieder verschweigen. Oft scheint es, als ob sie nur kurz den Konkurrenten Bescheid geben wollen, dass sie den Balzplatz besetzt haben. Die Dauer der Balz steigert sich nun von Tag zu Tag, jedoch balzen die Hähne nur am Baum und gehen in dieser Zeit sehr selten zur Bodenbalz über. 

Meist ist um diese Zeit noch eine geschlossene Schneedecke am Balzplatz vorhanden und das Anspringen der Hähne somit fast unmöglich – zu laut wären die Schritte des Jägers im brüchigen Schnee. Das Anspringen oder Annähern an den Hahn ist nur während des Schleifens möglich, denn dabei streckt der Hahn seinen Stingel Richtung Himmel und neigt den Brocker nach oben. Bei diesem Vorgang schiebt sich das Augenlid von unten über das Auge und schließt es bis auf einen schmalen Schlitz. Ähnliches passiert mit dem Gehör. Nun ist es möglich, sich dem Hahn zu nähern, denn während des Schleifens hört und sieht er fast nichts. Ich schreibe bewusst „fast“, denn theoretisch sieht er durch den kleinen Schlitz, da das Auge nicht ganz geschlossen ist. Dadurch, dass er aber am Baum sitzt und den Kopf nach oben gerichtet hat, kann man sich in diesem Moment ungesehen nähern.

Anfang April kann es dann schon vorkommen, dass der eine oder andere Hahn bereits am Boden einfällt, um dort zu balzen. Geht der erste Hahn zur Bodenbalz über, lassen auch die anderen nicht lange auf sich warten und baumen ebenfalls ab. Ist der Hahn am Boden eingefallen, so beginnt er nicht unmittelbar mit dem Melden der gesamten Strophe, sondern ersetzt zuerst das Schleifen mit einem Luftsprung – dem Flattersprung –, verbunden mit einem etwa fünf Meter langen Flug. Damit gibt er seinen Artgenossen die Einnahme des Platzes am Boden bekannt. Dies dauert einige Minuten, dann erst beginnt er wieder zu schleifen. Balzt ein Hahn am Boden, ist das Anspringen kaum mehr möglich, denn durch die leichte Öffnung des Auges kann er höherliegende Bewegungen, wie etwa die des Jägers beim Anspringen, auch während des Schleifens erkennen.

Bereits mit dem ersten Melden der Hähne kristallisiert sich nun durch das territoriale Verhalten am Balzplatz eine gewisse Rangordnung heraus. Da der Platzhahn oft über Jahre denselben Bereich beansprucht, finden hier zu Beginn der Balz Rangordnungskämpfe statt. Je näher ein weiterer Hahn seinen Platz beim Alphahahn einnimmt, desto attraktiver erscheint er. Darum kann man Kämpfe unter den Randhähnen öfter beobachten als Kämpfe mit dem Platzhahn. Der Alphahahn ist es auch, der als Erster am Baum zu balzen beginnt und meist auch zuerst zu Boden geht. Die Balz nähert sich so von Tag zu Tag dem Höhepunkt, der stets in der letzten Aprilwoche stattfindet.

Um den 20. April kann man in der Regel erstmals das Eintreffen von Hennen am Balzplatz wahrnehmen. Etwa eine Stunde nach Beginn, wenn der erste Hahn bereits am Boden balzt, hört man das typische Locken der Hennen. Das Geräusch ähnelt dem Gackern einer Haushenne. Die Hennen bewegen sich hier aber nicht am Boden, sondern es findet ein besonderes Schauspiel statt: durch das Locken der Hennen am Baum explodieren die Hähne am Boden regelrecht. Sofort hört man von allen Seiten wieder Flattersprünge und das Balzverhalten intensiviert sich erheblich. Durch diese Flattersprünge buhlen die einzelnen Hähne um noch mehr Aufmerksamkeit bei den Hennen. Diese sehen aber nicht am selben Baum zu, sondern fliegen von einem zum anderen und locken dabei fortwährend.

Die Hennen suchen sich den stärksten Auerhahn aus und lassen sich auch nur von diesem treten – ein ungewohnter Anblick in der heimischen Fauna. Eindruck, dass sie die Hähne bewusst provozieren, um herauszufinden, wer denn der Stärkste und somit der Platzhahn ist. Das Treten der Hennen beschränkt sich auf ein paar wenige Tage, die meist zwischen dem 24. und 30. April liegen. Kommen diese Tage näher, gehen auch die Hennen zu Boden und marschieren oft zielstrebig, unter ständigem Locken, neben den Randhähnen vorbei, quer durch den Wald, zum auserwählten Platzhahn. Man kann sich vorstellen, wie sich das auf das Balzverhalten der Hähne auswirkt. Anfangs stand ich der Theorie, und dem in verschiedenen Artikeln über dieses Verhalten Gelesene, etwas skeptisch gegenüber. Auch, dass nur der Alphahahn die Hennen treten würde, konnte ich schwer glauben. Anhand meiner intensiven Beobachtungen kann ich dies aber nur bestätigen! Es ist schlicht und ergreifend ein unglaubliches Schauspiel, wie sich Randhähne bemühen und unermüdlich balzen, während sich mehrere Hennen um den Alphahahn scharen. Einen Tag werde ich dabei nie vergessen, nämlich den 24. April 2011.

Die Balz war am Höhepunkt und vor mir versammelten sich unglaubliche sieben Hennen um den Platzhahn und baten um seine Gunst. Hennen legen hier ein typisches Verhalten zu Tage: sie drängen sich dem Hahn regelrecht auf, indem sie sich mit gespreizten Schwingen vor ihm auf den Boden drücken und so das Treten erhoffen. Ich konnte noch keinen Platzhahn beobachten, der dies sofort ausnutzte und die Henne trat. Der Hahn balzt erst kreisförmig um die Henne, welche sich eins ums andere dem Hahn nachdreht, bis er nach einigen Minuten schließlich regelrecht auf sie aufsteigt, mit dem Brocker im Nacken der Henne einhakt und seine Kloake auf die ihrige drückt. Nur wenige Sekunden dauert dieser Tretakt, aber umso heftiger geht es hier zur Sache. Ein Hahn geht dabei nicht gerade gefühlvoll vor, und die Henne verliert dabei schon einmal die ein oder andere Feder durch das Festhalten des Hahns am Stingel. An diesem besagten Morgen war eine generelle Bereitschaft der Hennen zu bemerken. So konnte man beobachten, wie sie sich gegenseitig um den Platz stritten und das Getreten werden regelrecht erkämpften. Drückte sich eine Henne vor dem Hahn auf den Boden, probierte eine weitere, ihr diesen Platz streitig zu machen.

Eine besondere Situation war das Aufsteigen des Alphahahns auf eine sich drückende Henne, denn er stieg gleich vorne wieder ab und auf die nächste Henne auf, um diese zu treten. Man kann sich vorstellen, wie selbstbewusst dieser Hahn sein muss, wirbt er doch schon fast ein Monat um die Gunst der Hennen. Er weiß aber auch genau, dass sie nicht wegstreichen wird und er seine Chance einige Zeit später noch nützen kann. Es hat den Anschein, als wolle der Platzhahn seine Dominanz und Begehrtheit unter Beweis stellen und die Hennen darauf aufmerksam machen, wer hier für einige Zeit Herr im Wald ist. Unglaubliche 13 Tretakte durch ein und denselben Hahn konnte ich an einem Morgen beobachten, wobei ich nicht nachvollziehen konnte, welche Henne wie oft getreten wurde. In der Zeit der Hochbalz fallen Hähne sehr zeitig am Boden ein. Kaum ist ein wenig Bodensicht vorhanden, nutzen sie dies aus, um am Boden präsent zu sein. Der Platzhahn fällt meist als Erster ein und mit dem Ertönen des lauten Flügelschlages beim Abbaumen folgen sofort die anderen nach, um keine Schwäche zu zeigen. 
 Der Georgitag ist ein schon über Jahrzehnte hinweg bekannter Tag im Leben eines Auerwildjägers. Der 23. April ist fast in jedem Jahr der Höhenpunkt der Balz – in dieser Zeit werden die meisten Hennen getreten. Daher kommt auch der Spruch: „Schießt du den Hahn vor Georgen, musst du das Treten der Hennen selbst besorgen.“

Darin wird auch die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Ruhe am Balzplatz deutlich. Würde man jetzt die Balz, und vor allem das Geschehen rund um den Alphahahn, in jeglicher Art stören, so hätte das gravierende Auswirkungen auf die Fortpflanzung. Hennen sind in dieser Zeit sehr empfindlich, da sie nur wenige Tage für eine Befruchtung bereit sind und sollten auf keinen Fall einer Störung ausgesetzt werden. Auch die Notwendigkeit des Alphahahns ist unbestritten – eine Henne geht nicht einfach zum nächstbesten Hahn! Fällt der Alphahahn aus, dauert es einige Zeit bis ein neuer Platzhahn bestimmt ist und von den anderen Hähnen respektiert wird. Das Bestimmen des neuen Platzhahns bringt massive Rangordnungskämpfe mit sich und es kann sogar so weit kommen, dass in dieser Balz nur wenige Hennen erfolgreich getreten werden. 
 Mit Anfang Mai sind in einem Jahr mit durchschnittlicher Schneelage zwar nur mehr wenige Hennen am Balzplatz, um sich treten zu lassen, dennoch sollte auch noch in der ersten Maiwoche eine Beunruhigung, auch in Form des Anspringens, gänzlich vermieden werden. Hennen beginnen ab dem Zeitpunkt, an dem sie erfolgreich getreten wurden, mit dem Legen der Eier. Man darf aber nicht verwundert sein, wenn man noch Ende April beobachtet hat, wie Hennen getreten wurden, sie aber noch Anfang Mai bei einer Fahrt durchs Revier auf der Fortstraße sieht. Denn ein  Auerwildgelege umfasst vier bis acht Eier und um ein Ei zu legen, braucht eine Henne, neben genügend Nahrung, natürlich auch Zeit. Etwa zwei Tage dauert es, um das nächste Ei zu legen und erst wenn das Gelege vollständig ist, beginnt die Henne mit der 28 Tage lang dauernden Bebrütung.
 Auerwildküken sind Nestflüchter – das heißt, würde eine Henne bereits mit dem ersten Ei zu brüten beginnen, wären die Altersunterschiede der Küken zu groß. Verliert eine Henne am Anfang des Bebrütens ein Gelege, kann sie noch einmal auf den Balzplatz zurückkommen, um sich treten zu lassen. Meist kann man um den 15. Mai nochmals ein stärkeres Aufkommen der Balz bemerken und Hennen am Platz antreffen. Diese zweiten Gelege sind aber nicht mehr so groß wie die ersten. Hennen lassen sich auch nur dann ein zweites Mal treten, wenn sie das Gelege in der Zeit des Bebrütens verlieren, nicht aber, wenn sie bereits geschlüpfte Küken verloren haben. 
In der Hauptbalz ist es keine Seltenheit, dass man das Balzgeschehen bis weit in den Vormittag hinein sehen kann. Vor allem die Tretakte spielen sich meist erst ab halb sieben ab und können auch noch um neun Uhr vormittags beobachtet werden. Es ist möglich, dass man den Balzplatz in dieser Zeit überhaupt erst mittags verlassen kann, da die Balz bis dorthin noch voll im Gange ist. Mit dem Verschwinden der Hennen vom Balzplatz sinkt auch die Aktivität der Hähne wieder. Ungefähr ab Mitte Mai kann es vorkommen, dass der eine oder andere Hahn nicht mehr am Boden einfällt. Jetzt wäre das Anspringen am besten: erstens stört man die Balz nicht mehr und die Hähne balzen wesentlich länger am Baum. Wenn sie auch kurz verschweigen, um zwischendurch zu brocken, beginnen sie doch gleich darauf wieder – man muss lediglich Geduld haben und diese Zeit ungesehen abwarten.
 An einem guten Balzplatz, der mindestens drei bis vier Hähne hat, ist es also kein Problem, diesen Mitte Mai zu bejagen. Ab dann nimmt die Aktivität der Hähne von Tag zu Tag ab, und so dauert das Balzen Anfang Juni nur mehr eine halbe Stunde am Baum, danach widmet sich der Hahn wieder dem Feistaufbau: dem Brocken  von Nadeln und Knospen.


Text und Bilder: C. Burgstaller

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