Der Versuch einer Erklärung
Es gibt ein italienisches Wort: „sprezzatura“. Das bedeutet so viel wie „gelassene Eleganz“, die Fähigkeit, Dinge so zu tun – oder zu tragen –, als kämen sie ganz von selbst. Kein Zwang, kein Aufwand. Ein stimmiges Bild. Mode gehört in Italien zum Alltag. Man zieht sich nicht nur für spezielle Events gut an, nein, auch der Gang in den Supermarkt oder in die Bar wird stilgerecht zelebriert.
In Italien schließen sich Funktionalität und Stil nicht aus. Menschen tragen Kleidung, die passt – zur Jahreszeit, zur Tätigkeit, zur Umgebung. Sie kombinieren Wetterschutz mit Stil, Formgefühl mit Praktikabilität.
Gute Kleidung schützt nicht nur, sie vermittelt auch etwas.
Was wir als lässig oder cool empfinden, ist oft das Ergebnis eines feinen Gespürs für Proportionen, Material, Farbe und Kontext. Der italienische Stil ist nie laut. Es geht um Qualität und Wertschätzung – Werte, die schon von der Nonna mitgegeben werden. Kleidung ist Kommunikation, kein reines Konsumthema – in Bella Italia ist sie Teil der Sozialisation. Wer sich nachlässig kleidet, fällt unangenehm auf. Basta!
Und wir?
Vielleicht ist diese entspannte Form der Selbstachtung in unserer Kultur verloren gegangen. Nicht Coolness um jeden Preis, nicht Zurschaustellung – sondern die Haltung, dass es etwas bedeutet, wie man sich der Welt zeigt. Was man dazu braucht? Einen Spiegel, Selbstbewusstsein und die Bereitschaft, sich Folgendes zu fragen: Fühle ich mich wohl in dem, was ich trage? Zeige ich mich so, wie ich gesehen werden will?