Von der Wasserjagd zur Trüffelsuche
Ursprünglich wurde der Lagotto Romagnolo in den Feuchtgebieten Norditaliens zur Jagd auf Wasserwild eingesetzt. Der Name „Lagotto“ leitet sich vom italienischen Wort „lago“ (See) ab und verweist auf seine enge Verbindung zu sumpfigen Jagdgebieten. Dank seines dichten, lockigen Fells war er bestens gegen Wasser und Kälte geschützt. Die Geschichte des Lagotto geht weit zurück und führt uns zu den Wasserhunden, die schon im 18. Jahrhundert von Carl von Linné als „canis aquaticus“ (Wasserhunde) bezeichnet wurden. Lagotti waren für die Bewohner der Romagna unverzichtbare Helfer – sie jagten nicht nur Wasservögel, sondern apportierten sie auch und spürten mit ihrem feinen Geruchssinn Trüffel auf.
Neben seiner Jagd- und Trüffelsuchkompetenz war der Lagotto zudem ein aufmerksamer Wächter für Haus und Boot – denn trotz seines freundlichen Wesens zeigt er eine bemerkenswerte Portion Mut und Durchsetzungsvermögen. Aggressivität ist jedoch bei dieser Rasse nicht erwünscht. Mit der Trockenlegung vieler Feuchtgebiete in der Romagna fand der Lagotto schließlich seine neue Berufung als Trüffelsuchhund, behielt aber viele Eigenschaften eines Jagdhundes bei.
Ein aufgeweckter Arbeitsfreund
Der Lagotto Romagnolo begeistert nicht nur mit seiner Geschichte, sondern auch mit seinem temperamentvollen Wesen. Als intelligenter, arbeitsfreudiger und ausdauernder Hund zeigt er sich sehr bindungsfähig. Ein enger Kontakt zu seinen Menschen ist für ihn essenziell, um seine positiven Eigenschaften zu entfalten. Zwingerhaltung oder zu wenig Kontakt führen schnell zu psychischen Problemen, da der Lagotto eine enge Verbindung zu seiner Familie braucht. Mit seinem ausgeprägten Suchtrieb und seinem exzellenten Geruchssinn eignet er sich hervorragend als Apportierhund und als Spürhund für verschiedene Wildarten. Bei artgerechter Haltung entwickelt er sich zu einem friedlichen, fröhlichen Begleiter, der sich gut mit Menschen und anderen Tieren versteht. Der Lagotto benötigt eine konsequente, aber liebevolle Erziehung, da er durch seine hohe Intelligenz schnell lernt, Lücken im Training zu nutzen.
Trotz seiner lebhaften Art ist er kein ungestümer Hund, sondern ein treuer, in die Familie eingebundener Gefährte. Mit seinem niedlichen Aussehen und seiner charmanten Art zieht er schnell die Aufmerksamkeit auf sich. Seine Robustheit und Arbeitsfreude machen ihn auch zu einem perfekten Begleiter für sportliche Aktivitäten wie Agility oder Obedience. In der Vergangenheit wurden einige Lagotti zudem erfolgreich als Fährten-, Sanitäts- und Katastrophenhund ausgebildet und auch als Drogenspürhund werden sie eingesetzt.
Der Lagotto als vielseitiger Jagdhund
Im 17. Jahrhundert war der Lagotto bereits ein unverzichtbarer Helfer bei der Jagd auf Wasserwild in den Sumpfgebieten rund um Ravenna. Er hatte ein exzellentes Gespür für Wild und brachte die erlegte Beute zuverlässig zu seinem Besitzer. Obwohl der Lagotto nicht primär als Vorstehhund gezüchtet wurde, zeigt er bei der Jagd auch heute noch eine bemerkenswerte Fähigkeit, Wild aufzuspüren. Besonders bei der Nachsuche von verletztem Wild kann er sich als wertvoller Helfer erweisen. Dank seiner Herkunft als Wasserhund apportiert der Lagotto leidenschaftlich und kann sowohl im Wasser als auch an Land eingesetzt werden. Bei der Entenjagd oder beim Apportieren von Federwild zeigt er seine hohe Leistungsbereitschaft. Besonders überraschend für viele ist seine Fähigkeit zur Schweißarbeit. Mit seiner ausgeprägten Spürnase ist er in der Lage, verletztes Wild zuverlässig aufzuspüren.
Der Lagotto kann sich mit entsprechender Ausbildung auch zur Meisterschaft in der Nachsuche entwickeln und ist ein ausgezeichneter Stöberhund.
Seine wahre Leidenschaft hat der Lagotto jedoch im zweiten Bildungsweg als Trüffelsuchhund entdeckt. Diese Arbeit erfordert die gleiche hohe Konzentration und den ausgeprägten Suchtrieb, die auch für die Jagd von Vorteil sind. Da das Aufspüren von Wild bei der Trüffelsuche jedoch als störend empfunden wird, wird der Jagdtrieb in dieser speziellen Linie gezielt reduziert. Besitzer sollten darauf achten, den Jagdinstinkt nicht zu fördern, wenn der Lagotto als Trüffelsuchhund ausgebildet werden soll.
Erziehung und Training mit Feuereifer
Der Lagotto Romagnolo ist ein leicht erziehbarer Hund, der eine enge Bindung zu seiner Bezugsperson aufbaut. Durch seine Sensibilität reagiert er hervorragend auf Lob und positive Verstärkung. Eine gewaltfreie, konsequente Ausbildung ist daher am effektivsten. Der Lagotto besitzt einen ausgeprägten Suchtrieb, der in der Erziehung gezielt gefördert werden sollte, um unerwünschtes selbstständiges Arbeiten zu vermeiden. Besonders wichtig ist eine frühe Prägung auf jagdliche Situationen, wenn der Hund später als Jagdhund eingesetzt werden soll.
Um unerwünschtes Verhalten zu verhindern, sollte die Energie des Lagotto durch ausreichende körperliche und geistige Auslastung kanalisiert werden. Der unkomplizierte Charakter dieser Hunderasse macht ihn auch für Hundebesitzer ohne viel Erfahrung ideal. Als Welpe ist der Lagotto ein energiegeladenes Bündel, das mit ein paar Tipps aus der Hundeschule schnell zu bändigen ist.
Wenn sein Arbeitseifer durch ausreichend Beschäftigung gestillt wird, ist der Lagotto ein ausgezeichneter Begleiter für Familien. Sein verspieltes Wesen verträgt sich gut mit Kindern und obwohl er ein wachsamer Hund ist, ist er kein Kläffer, sondern ein ausgeglichener Gefährte. Auch das Zusammenleben mit anderen Hunden und kleineren Haustieren funktioniert in der Regel problemlos.
Die Abstammung des Lagotto Romagnolo ist von großer Bedeutung. Viele Zuchtvereine schreiben mittlerweile Gesundheitstests vor, um Inzucht und genetische Erkrankungen zu vermeiden. Mit einem Stammbaum können Züchter die Elterntiere nachvollziehen und so das Risiko für Erbkrankheiten verringern. Wie viele andere Hunderassen ist auch der Lagotto anfällig für bestimmte genetische Krankheiten, darunter Epilepsie, Hüftgelenksdysplasie und die lysosomale Speicherkrankheit. Frühzeitige Tierarztbesuche und regelmäßige Gesundheitschecks sind daher unerlässlich.
Ein grob gelocktes Fazit
Der Lagotto Romagnolo ist eine vielseitige und charmante Hunderasse mit einer faszinierenden Geschichte als Wasserjagdhund und Trüffelsuchhund. Mit seinem freundlichen, intelligenten und arbeitsfreudigen Wesen eignet er sich hervorragend als Familienbegleiter und Freizeitpartner, der sowohl geistige als auch körperliche Auslastung benötigt. Seine bemerkenswerte Spürnase und Vielseitigkeit machen ihn zu einem wertvollen Helfer auf der Jagd und bei der Trüffelsuche. Der Lagotto ist ein treuer, anhänglicher Hund, der eine enge Bindung zu seiner Familie benötigt und bei artgerechter Haltung zu einem ausgeglichenen, harmonischen Gefährten wird.