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In vielen Regionen kann man beobachten: die Krähen werden immer mehr. Warum ist das so?

Die Krähen gelangen immer leichter an Futter. Da sich die Größe des Reviers eines brütenden Rabenkrähenpaares über die Verfügbarkeit der Nahrung definiert, schrumpfen die Reviergrößen dort, wo es viel Futter gibt. Im Gebirge sind deshalb die Reviere größer, weil die Futtermengen geringer sind. In landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen führt das ständige Mähen der Wiesen aber zu einem übergroßen Nahrungsangebot und kleineren Revieren.

Von Seiten verschiedener Naturschutzorganisationen hört man immer wieder das Argument, wenn man Krähen bejagt, würden sie mehr. Wie kommt es zu so einer paradoxen Aussage?


Ja, das klingt eigenartig, kann man aber schnell erklären: Wenn irgendwo eine neue Population ihren Anfang nimmt, dann sind 

zuerst nur ganz wenige Tiere da. Schnell kommt es aber zu einer Phase der starken Vermehrung, die erst endet, wenn alle brauchbaren Reviere besetzt sind. Es kann nicht mehr Brutpaare geben, als es brauchbare Reviere gibt. Die Jungvögel versuchen, die alten Paare aus dem Revier zu vertreiben, was allerdings kaum gelingt. Dann versuchen die Jungvögel die Nester der brütenden Krähen zu plündern, damit ihre Chancen im nächsten Jahr selber zu brüten, steigen. Und wenn man dann auch noch gerade die Jungvögel wegschießt, haben die Alten mehr Ruhe, um zu brüten. Das führt dann im nächsten Jahr wiederum zu mehr Krähen. Generell ist die wachsende Krähenpopulation aber nur ein äußeres Zeichen für den schlechten Zustand unserer Landschaft.


Woran machst du den fest?

Die Landschaft ist ausgeräumt. Es gibt zu wenig Hecken, zu wenig Dickicht und die Waldränder sind geputzt. Das erklärt auch den Rückgang von Niederwild- und Singvogelbeständen. 

 

Und der Beutegreiferdruck, den die Krähen ausüben?

Sicher, Krähen fressen das eine oder andere Tier, aber das wirklich Problematische ist das Fehlen von natürlichen Wald-rändern und Wegrainen, Streu-wiesen und Feuchtwiesen. Das sind die eigentlichen Lebensräume von Bodenbrütern, von Hasen und Singvögeln. Bei uns in Salzburg wird jeder Quadratmeter landschaftlich genutzt, dadurch ist kein Platz mehr für diese Zonen.

Gibt es Alternativen zum Abschuss, wenn Krähen die Landwirtschaft heimsuchen?

In Ostösterreich haben sich etwa Kooperationen mit Falknereien bei der Aussaat bewährt. Die Bedrohung durch einen Greifvogel verscheucht die Krähen. Generell ist das Vergrämen von Krähen wegen ihrer Intelligenz aber sehr schwer. Sie verstehen sofort, was eine echte Gefahr ist und was nicht. Deshalb hilft es langfristig auch nicht, einfach nur in die Luft zu schießen oder flatternde Bänder aufzuhängen.

Wie könnte man deiner Ansicht nach die Krähenpopulation nachhaltig auf ein Niveau bringen, das nur mehr wenig Schäden in der Landwirtschaft erzeugen würde?

Wer das Problem bei der Wurzel packen möchte, der kann das nicht durch Abschießen der Krähen erreichen. Das ist reine Symptombekämpfung. Wenn man dem Anstieg der Krähenpopulation wirklich einen Riegel vorschieben möchte, müsste vor allem das Agrarfördersystem geändert werden, denn das heutige Fördersystem ist naturfeindlich. Die Landwirte überleben nicht durch den Preis ihrer Produkte, sondern durch die Förderungen. Wenn diese aber nur nach bewirtschafteter Fläche ausgeschüttet werden, dann kann sich die Landwirtschaft nicht leisten, naturbelassene Waldränder, Wegraine oder Hecken stehen zu lassen. Ein Teufelskreis!

INTERVIEW: Hemma Gressel, Eva Weiler

ILLUSTRATION: Eva Weiler

FOTOS: Doris Wild