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Noch vor wenigen Jahren gab es kaum Schwarzwild in Salzburg. Mittlerweile liegt die Jahresstrecke bei einigen Dutzend Stück und Schwarzwild zieht in allen Gauen seine Fährte. Was diese Einwanderung für die Jagdpraxis bedeutet und wie man mit ihr am besten umgeht, haben wir mit Landesjägermeister Max Mayr-Melnhof besprochen.  

Wie entwickeln sich die Schwarzwildbestände in Salzburg? 

 Sie wachsen und das Schwarz-wild wird sich auch nicht mehr zurückdrängen lassen. Bis vor ein paar Jahren hatten wir noch Jahresstrecken von bis zu 10 Stück. Mittlerweile sind wir bei rund 100 Stück. Im Vergleich zur ganzösterreichischen Jahres-strecke, die bei 30.000 bis 45.000 Stück liegt, ist das zwar gerade-zu lächerlich gering, aber wir dürfen nicht übersehen, dass Schwarzwild eine Reproduktions-rate von teilweise weit über 200 Prozent hat. Ein paar Jahre nicht bejagt und wir haben hunderte oder tausende Stück. 

Was bedeutet das für die Jägerschaft? 

 Viele müssen erst lernen, mit der neuen Wildart umzugehen. Zuerst einmal muss man grund-sätzlich entscheiden, will ich diese Wildart, dulde ich sie, oder will ich sie sogar bewirtschaften. Dabei sage ich ganz offen: Schwarzwild ist nicht als „Feind“ zu sehen! Wir sollten es eher als Bereicherung betrachten und nicht als eine Schadenswildart, wie sie gerade die Landwirtschaft gerne sieht. Ja, ich breche für die Sauen eine Lanze im Positiven! 

Warum das? 

 Einerseits sind sie eine faszinierende, urige Wildart, andererseits sind sie gerade in der Forstwirtschaft als eine bodenverbessernde Art gerne gesehen – und Salzburg ist ja zu über 50 Prozent bewaldet! 

 Warum ist Schwarzwild gut für den Wald? 

 In der Forstwirtschaft haben wir in vielen Bereichen mit Vergrasung zu kämpfen. Durch sie können Baumsamen nicht mehr keimen, da sie vom Gras so beschattet werden, dass sie nicht mehr aufgehen können. Durch das Brechen der Sauen hat der Jungwald aber mehr Chancen. Problematisch ist es allerdings dann, wenn die Schweine zu Felde ziehen. Da können sie enorme Schäden anrichten. 

Kann man die Sauen davon abhalten?

 Man kann Schwarzwild sehr gut steuern – wie bei jedem Wild mit Futter und Ruhe. Dort wo Schwarzwild mir nichts aus-macht – im Wald zum Beispiel – dort lasse ich es in Ruhe. Da aber, wo ich es nicht haben will, bejage ich es sehr scharf. Die Sauen gehören zu den intelligentesten Wildarten und wenn ich eine Rotte wo nicht haben will, dann schieße ich genau dort einen Frischling heraus. Das merkt sich die Bache und meidet die Gegend dann sehr, sehr lange. Wichtig ist mir aber dabei zu betonen, dass der Mutterschutz immer an höchster Stelle stehen muss! Da Bachen das ganze Jahr über führen können, sollte man es – überspitzt gesagt – vermeiden, auf den ersten großen schwarzen Klumpen bei Nacht und Mond zu schießen. 

In Ober- und Niederösterreich besteht ja auch die Möglichkeit zur Schwarzwild-bejagung mittels Nachtsichtgeräten bzw. Nachtzieloptiken. Wie stehst du dazu? 

 Der gesamte Vorstand der Salzburger Jägerschaft lehnt das für Salzburg ab. Wir sind überzeugt, dass das Wild eine Ruhezeit braucht, die über die gesetzlichen Schonzeiten hinausgeht und zwar weitestgehend die Nacht. Es ist ja nicht so, dass wenn ich in der Nacht Schwarzwild schieße, das andere Wild das nicht mitbekommt! Es hört den Schuss in der Nacht, sieht die Scheinwerfer beim Abholen, riecht den Totengeruch. Es bekommt den Tod mit und dem Wild ist es egal, ob eines ihres-gleichen stirbt oder ein Schwein. Das ist das Negative, das macht das Wild scheu. Aber in Regionen mit überhöhten Beständen hat die Nachtsichttechnik durchaus ihre Berechtigung – unsere große Verpflichtung als Jäger ist ja auch der Schutz der Landwirtschaft. Und bei gutem Mond kann ich sowieso jagen, aber eben nicht 365 Tage. In Einzelfällen kann man die Nachtzieltechnik ja auch bei uns behördlich beantragen. 

In Ober- und Niederösterreich besteht ja auch die Möglichkeit zur Schwarzwild-bejagung mittels Nachtsichtgeräten bzw. Nachtzieloptiken. Wie stehst du dazu? 

 Der gesamte Vorstand der Salzburger Jägerschaft lehnt das für Salzburg ab. Wir sind überzeugt, dass das Wild eine Ruhezeit braucht, die über die gesetzlichen Schonzeiten hinausgeht  und zwar weitestgehend die Nacht. Es ist ja nicht so, dass wenn ich in der Nacht Schwarzwild schieße, das andere Wild das nicht mitbekommt! Es hört den Schuss in der Nacht, sieht die Scheinwerfer beim Abholen, riecht den Totengeruch. Es bekommt den Tod mit und dem Wild ist es egal, ob eines ihres-gleichen stirbt oder ein Schwein. Das ist das Negative, das macht das Wild scheu. Aber in Regionen mit überhöhten Beständen hat die Nachtsichttechnik durchaus ihre Berechtigung – unsere große Verpflichtung als Jäger ist ja auch der Schutz der Landwirtschaft. Und bei gutem Mond kann ich sowieso jagen, aber eben nicht 365 Tage. In Einzelfällen kann man die Nachtzieltechnik ja auch bei uns behördlich beantragen. 

Stichwort Landwirtschaft: Die Afrikanische Schweinepest kommt noch nicht in Österreich vor, wie können wir dafür sorgen, dass das auch so bleibt? 

 Das Allerwichtigste ist die Prävention und die Vorbereitung. Man hat herausgefunden, dass die ASP weniger von Schwein zu Schwein übertragen wird als durch Fleisch- und Wurst-waren, die etwa auf Raststätten weggeworfen und von Füchsen verschleppt werden. Dadurch entstanden geographisch die größten Sprünge bei der Verbreitung. Die ASFINAG schaut deshalb sehr darauf, dass absolute Sauberkeit auf den Raststätten herrscht. Und man hat das ja auch in anderen Ländern beobachten können: dort wo nicht so sehr auf Sauberkeit im öffentlichen Raum geachtet wird, hat sich die ASP schnell verbreitet. Dort aber, wo das schon der Fall ist, geht die Verbreitung viel langsamer voran. Dennoch haben wir die Befürchtung, dass uns die ASP früher oder später erwischen wird. Deshalb herrschen im Osten Österreichs bereits strenge Maßnahmen: die Ställe sind oft weitläufig abgezäunt und man darf nur mit Schutzkleidung hinein. Auch ein Absenken der Bestände des Schwarzwilds hat eine gewisse Schutzwirkung: je weniger Schweine da sind, desto kleiner ist das Risiko der Ansteckung. Nur ist das halt nicht immer so einfach. 

Was sind denn die Schwierigkeiten bei der Bejagung von Schwarzwild

Die Tiere sind sehr intelligent, haben eine sehr großes Einzugsgebiet, pflanzen sich höchst erfolgreich fort und lernen aus Erfahrung. Viele Jäger in den neubesiedelten Gebieten haben weder Erfahrung im Umgang mit Schwarzwild noch die richtige Ausrüstung für dessen Bejagung. Man kann schließlich schwer mit einem Ansitzgewehr und einem großen Zielfernrohr auf Bewegungsjagd gehen, auf der man auf 20-30 m ein hochflüchtiges Tier sauber erlegen soll. Noch dazu, wenn man freihändig schießen muss und nicht mit Auflage, wie es viele gewöhnt sind. Da braucht es viel Übung auf die Scheibe und im Schießkino, bevor man effizient bei Bewegungsjagden weidwerkt! Und selbst dann, wenn man alles richtig macht – die richtige Aufstellung, das richtige Equipment und die richtigen Schützen hat – kann man auf einer Drückjagd nur etwa ein Drittel der im Trieb vor-kommenden Schweine erlegen. 

Worauf sollte man sich noch einstellen, zieht Schwarzwild ins Revier ein?

 Schwarzwild ist eine der ganz wenigen wehrhaften Wildarten. Das heißt in der Not wird es Hund und Mensch annehmen! Darauf sollte man nicht vergessen. 

Was sollten Jägern tun, die neuerdings mit Schwarzwild im Revier konfrontiert sind?

 Literatur lesen, mit erfahrenen Jägern reden und selbst Erfahrungen mit der Wildart sammeln. Das Schwein ist dem Menschen ja sehr ähnlich – nicht nur vom Verdauungstrakt her, sondern auch vom Habitus und Denken. Es ist sehr intelligent, merkt sich Dinge und lernt aus ihnen. Deshalb ist es auch mit Ruhe und Futter sehr gut beeinflussbar (Kirrungen können in Salzburg von der BH bewilligt werden). Das Wichtigste ist deshalb, wenn man mit Schwarzwild zu tun hat, zu lernen, wie die Sauen zu denken. Man muss sich in so eine Sau hineinversetzen können und sich überlegen, was man selbst in einer solchen Gefahrensituation wie etwa einer Drückjagd tun würde. Nur so kann man dem Schwarz-wild stehts eine „Rüssellänge“ voraus sein und es erfolgreich bejagen.


NTERVIEW: Max Mayr-Melnhof, Eva Weiler 

 FOTOS: Doris Wild, Markus Zeiler

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