Ein Messer ist nicht einfach nur ein Messer. Für viele Menschen gehört das geeignete Schneidewerkzeug einfach dazu und ist immer mit dabei. Wir sprechen hierbei aber nicht nur von Köchen und Metzgern, bei denen ein Messer quasi zur Arbeitsgrundausstattung gehört. Auch als Jäger, Pfadfinder oder Outdoor-Survival-Fan gehört das passende Messer ins Gepäck. Doch was ist das passende Messer? „Ein Messer ist immer an den Zweck gebunden. Das ultimative Allzweckmesser, das gibt es eigentlich nicht“, sagt Messermacher Werner Pusterhofer, der seine Werkstatt in Nußdorf am Attersee betreibt. Genau in dieser Werkstatt veranstaltet die Sodia Akademie ihren Messermacher-Kurs, bei dem Interessierte ihr ganz persönliches Messer herstellen können.
Warum selbst
machen?
Klar, wunderschön und qualitativ hochwertig gefertigte Messer gibt es im
Fachhandel zu kaufen. Niemand muss sich zwei Tage hinstellen, selbst bohren,
feilen und schleifen – doch wer es tut, wer Durchhaltevermögen und Motivation
zeigt, bekommt ein Werkstück, das einzigartig ist. Ein Werkstück, das eine
Geschichte erzählt. Eben sein individuelles (Jagd-)Messer. Am Anfang des
Workshops zeigen sich manche Teilnehmer noch skeptisch und fragen sich, ob sie
es jemals schaffen, ihr eigenes Messer fertigzustellen. Doch diese Angst nimmt
der Atterseer Messermacher jedem. „Wir erarbeiten das Stück gemeinsam, Schritt
für Schritt. Auch Menschen, die handwerklich weniger begabt sind, bekommen das
hin“, versichert Pusterhofer und ergänzt: „Entscheidend sind ein bisschen
Motivation und Durchhaltevermögen. Denn bis ein Messer so richtig glänzt, da
schleift man schon mal drei Stunden mit der Hand.“ Trotz all der Kosten und Mühen,
die es eben braucht, um seinen persönlichen Feitl herzustellen, hat bis dato
noch niemand den Messermacher-Kurs unglücklich verlassen. „Es gelingt mir gut,
die Leute zu motivieren. Und wenn das eigene Stück nach zwei Tagen Arbeit
fertig ist, sind die Kursteilnehmer richtig stolz auf ihr selbst gemachtes
Messer. Und ein jeder sagt: ‚Ich komme wieder‘“, strahlt Pusterhofer, der
dieses Handwerk übrigens von seinem Vater erlernt hat.
Wenn
Messer Geschichten erzählen
Schritt für Schritt entstehen im Messermacher-Kurs der Sodia Akademie
Werkstücke nach Maß, vergleichbar mit einem Maßanzug. Im Vordergrund stehen
dabei sowohl der Einsatzbereich als auch die persönlichen Vorlieben der
Kursteilnehmer. „Der eine bringt einen Ast des geliebten Zwetschkenbaums vom
Opa und will daraus einen Griff fertigen, der andere kommt mit einer
Jagdtrophäe, einem Krickerl oder einem Geweih und macht daraus den Griff für
sein Jagdmesser“, erzählt Pusterhofer aus seiner Erfahrung. „So werden in
meinen Kursen Messer gemacht, die einen nicht nur ein Leben lang begleiten,
sondern die auch eine Geschichte erzählen. Eine Teilnehmerin hat beispielsweise
bei mir angerufen, weil ihr Mann drei Gämsen erlegt hat. Daraus sollte für die
drei Söhne je ein Messer mit Gamshorngriff gefertigt werden. Das sind Stücke,
die man nicht nur ein Leben lang in Ehren hält, sondern die auch noch
Generationen überdauern“, erzählt der Messermacher stolz.
Was
macht ein gutes Messer aus?
Die erste Frage, die man sich stellen muss, ist die Frage nach der Art des
Stahls. Entscheidend ist dabei der Zweck, den das Messer schlussendlich
erfüllen soll. Für ein Outdoormesser würde man eben ein anderes Material
verwenden als beispielsweise für ein Filetiermesser. Rostfreier Stahl wird
gewählt, wenn die Klinge wunderschön glänzen soll. Für ein Jagdmesser wiederum
kommt in erster Linie rostender Stahl in Frage, da er härter als rostfreier
Stahl ist. Dies kommt daher, dass rostender Stahl einen geringeren Chromanteil hat.
„Bei uns in Europa ist der rostfreie Stahl eher Standard, aber Achtung: Rostfrei
sollte nicht wörtlich genommen werden, vielmehr müsste es ‚träge rostend‘ heißen.
Unter gewissen Voraussetzungen rostet nämlich auch rostfreier Stahl“, klärt
Messerprofi Pusterhofer auf.
Ein weiters Merkmal bezüglich der Messerqualität ist der Härtegrad des
verwendeten Stahls. Dieser ist einerseits von der Zusammensetzung und
andererseits von der Wärmebehandlung des Materials abhängig. Wenn das
geschmiedete Metallstück bereits Form angenommen hat, wird es auf 1.100 Grad
erhitzt, um anschließend in Öl abgekühlt zu werden. Der nächste Schritt ist das
sogenannte „Anlassen“, wobei das Messer erneut zweimal auf 200 Grad erhitzt
wird. Dies muss gemacht werden, da das Material nach dem Härten hart und spröde
ist. „Durch das ‚Anlassen‘ bekommt das Gefüge im Stahl wieder ein bisschen
Elastizität zurück. Deshalb ist dies einer der wichtigsten Arbeitsschritte für
ein sowohl qualitativ hochwertiges wie auch schneidhaltiges Messer“, verrät der
Profi.
Fast
keine Grenzen beim Griff
Bezüglich der Materialwahl für den Griff des eigenen Jagdmessers sind der
Fantasie beinah keine Grenzen gesetzt. „Ob heimisches Nussholz oder exotisches
Holz von anderen Kontinenten, beim Griffmaterial wählt jeder das, was sich für
ihn gut anfühlt und gefällt“, sagt der Messermacher. Er selbst habe auch schon
Messer mit Kamel- oder Pferdeknochen hergestellt. „Knochen sind richtige
Handschmeichler und ein großartiges Griffmaterial, da sie mit der Zeit eine
geschmeidige Oberfläche erhalten. Horn ist ebenfalls ein besonders beliebtes
Material, da es unglaublich beständig ist“, versichert Werner Pusterhofer.
Der Weg
zum individuellen Jagdmesser
Wie komme ich nun zu meinem selbst produzierten Messer? Der einfachste Weg
führt über die Sodia Akademie. Über die Homepage www.sodia.cc findet
man alle Termine für den Messermacher-Kurs bei Messerprofi Werner Pusterhofer.
Wer sich zwei Tage Zeit nimmt und seiner Kreativität freien Lauf lässt,
verlässt den Kurs mit seinem ganz persönlichen Traum-Jagdmesser. Versprochen!