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Bei der Arbeit im Revier steht für uns Weidleute naturgemäß das jagdbare Wild im Hauptfokus. Man darf jedoch hierbei nicht übersehen, dass ein Ökosystem aus einer Vielzahl an Verflechtungen besteht, bei denen eine jede Spezies eine gewisse Bedeutung für das Funktionieren des Ganzen innehat. Den Bienen kommt in dieser Beziehung eine wahrhaft entscheidende Rolle zu, da sie durch ihre fleißige Sammeltätigkeit quasi nebenbei für die Bestäubung von ganzen drei Vierteln der meistangebauten Nutzpflanzen weltweit sorgen. Andere Insektenarten wie Marienkäfer oder Florfliege wiederum dezimieren durch ihr Fressverhalten die Bestände von Schädlingen wie der Blattlaus. Gemeinsam ist all diesen kleinen Kreaturen jedoch, dass sie sich in Zeiten der industrialisierten Landwirtschaft und der fortschreitenden Urbanisierung zusehends schwertun. Im Rahmen ihrer besonderen Verantwortung der Umwelt gegenüber können Jägerinnen und Jäger einen wertvollen Beitrag zu diesem wenig spektakulären, aber dafür umso wichtigeren Feld des Artenschutzes beitragen.

Umtriebige Bienen

Ungefähr die Hälfte aller heute bekannten weltweit lebenden Arten wird zu den Insekten gezählt, allein in Deutschland finden sich zurzeit 34.000 verschiedene Spezies. Angesichts dieser gewaltigen Zahlen scheint wenig Grund zur Sorge zu bestehen. Das ziemliche Gegenteil ist jedoch der Fall. Durch den großflächigen Einsatz von Pestiziden und durch den Strukturwandel in der Landschaft sind die Insektenzahlen in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen, was insbesondere seltene und hochspezialisierte Arten betrifft. So gilt die Gruppe der Wildbienen in Österreich, wo sie an die 700 Spezies umfasst, als gefährdet. Die Mitglieder dieser Klasse unterscheiden sich stark in Aussehen und Lebensweise, gemeinsam haben fast alle Brummerarten nur, dass sie keinen Honig produzieren. Manche von ihnen leben einzeln, während andere kleine Staaten bilden, ganz so wie ihre vom Menschen genutzten Verwandten. Mit der Kuckucksbiene hat sich ein spezieller Zweig der Familie sogar darauf spezialisiert, ihren Nachwuchs eben nach Art des bekannten betrügerischen Vogels in fremde Nester zu legen und ihn dort nähren zu lassen. Auch in ihrer Größe unterscheiden sich die diversen Wildbienenarten stark, da diese von winzigen drei Millimetern bis hin zu stattlichen drei Zentimetern reichen kann. Zum Vergleich sind die Arbeiterinnen der in der Imkerei hauptsächlich genutzten Europäischen Honigbiene elf bis 13 Millimeter lang. Durch ihr oft hohes Maß an Spezialisierung bei der Nahrungssuche kommt Wildbienen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Artenvielfalt zu. Darüber hinaus erweist sich deren Sammelverhalten in der Regel als doppelt so effektiv wie jenes der domestizierten Völker. Die wild lebenden Varianten werden nicht selten von ihren dem Menschen dienenden Schwestern im Konkurrenzkampf um Nahrung verdrängt, da sich letztere durch die Hilfe des Imkers wesentlich leichter vermehren. Trotz dieser gelegentlichen Differenzen ist das zufällige Zusammenwirken von Wild- und Honigbienen bei der Bestäubung maßgeblich für das Wachstum zahlreicher Pflanzenarten. Denn je mehr verschiedenartige Bestäuber eine Pflanze besuchen, desto besser fällt deren Ausbeute an Samen und Früchten aus. Zusätzlich existieren 28 Pflanzengattungen, darunter etwa die Tomate, welche nicht durch normale Zuchtbienen bestäubt werden können.

„A gmahde Wiesn“

Insbesondere Wildbienen, aber auch viele andere Insektenarten, sind für ihr Überleben auf eine hohe Zahl verschiedener Blütenpflanzen angewiesen. Eine solche Vielfalt gedeiht am besten auf sogenannten „Magerwiesen“, welche auf nährstoffarmen Böden angetroffen werden. Auf solchen kaum oder gar nicht gedüngten landwirtschaftlichen Grünflächen findet sich eine hohe Anzahl sonst eher seltener Gewächse, da sich diese an die dortigen kargen Verhältnisse speziell angepasst haben. Der relativ niedrige Ertrag an Futtermittelmasse steht im Kontrast zur pflanzlichen Vielfalt von 30 bis 60 verschiedenen Gräser- und Kräuterarten. Darunter finden sich spezielle Gewächse wie das echte Labkraut, welches eine natürliche Variante von Labferment enthält und heute noch für die Herstellung von Chesterkäse benutzt wird. Den dort ebenso blühenden Wundklee hingegen hat man früher in der Volksmedizin zur Behandlung von Verletzungen und als Schutz vor Schadenszaubern herangezogen. Für die Biodiversität haben solche Kräuter nach wie vor große Bedeutung, denn pro Pflanzenart finden sich auf den Wiesen bis zu 100 verschiedene Tierarten. Hochgerechnet kann da schnell eine Gesamtzahl von 5.000 Spezies erreicht werden. Damit es aber überhaupt so weit kommen kann, darf die Grünfläche nur höchstens zweimal im Jahr, etwa im Frühsommer und im September, gemäht werden. Das Ausbringen von Düngemitteln hingegen führt zur Ausbreitung einer Handvoll prädestinierter Futterpflanzen zuungunsten der auf kargere Böden spezialisierten Kräuter. Die Zahl der Magerwiesen bei uns in Mitteleuropa verzeichnet aber leider seit geraumer Zeit einen massiven Rückgang. Wie viele andere Bereiche des menschlichen Lebens hat sich auch die Landwirtschaft massiv durch die Modernisierung verändert. In vielen Fällen wurde die Bewirtschaftung der vergleichsweise unergiebigen Magerwiesen gänzlich eingestellt, sodass diese innerhalb weniger Jahre von Gebüsch und kleinen Bäumen überwuchert wurden. Andernorts ging man dazu über, intensiv zu düngen, was aus der mageren Fläche eine Fettwiese mit bis zu sechs Mahden jährlich machte. Diese Form der Nutzung ist stets mit einer Reduktion der Artenvielfalt verbunden und kann in ihrer intensivsten Form zu reinen Grasäckern führen, welche sonst nur hier und dort von ein paar einzelnen Unkräutern bewachsen werden. Hier sind in der Regel nicht mehr als zehn bis 20 unterschiedliche Gattungen von Pflanzen anzutreffen, was auch das rein farbliche Erscheinungsbild der Wiese ziemlich eintönig macht. Laut einer Erhebung fanden sich 2016 in Österreich insgesamt circa 1,2 Millionen Hektar Dauergrünland, wovon 47 Prozent einer Intensivnutzung unterzogen wurden. Das Ausmaß des landwirtschaftlichen Wandels wird deutlich, wenn man die Gesamtzahlen mit den nur einmal im Jahr gemähten Wiesen vergleicht. 1960 wurden noch 282.000 Hektar an landwirtschaftlichen Grünflächen auf diese Weise bewirtschaftet. Bis 2016 reduzierte sich diese Summe auf 31.000 Hektar, was einem Rückgang von beinahe 90 Prozent entspricht. Auf diese Weise hat sich das Landschaftsbild innerhalb eines halben Jahrhunderts schleichend, aber wesentlich verändert.

Unter dem geschrumpften Nahrungsangebot leiden nicht nur die (Wild-)Bienen, sondern insbesondere auch die Schmetterlinge, von denen sich nicht wenige auf nur eine Gewächsart als Nahrungsgrundlage spezialisiert haben. Auch hier liefert die Statistik ein eindeutiges Bild, da mittlerweile mehr als die Hälfte aller Tagfalter in Österreich auf der Roten Liste stehen. Hierbei spielt nicht nur die Landwirtschaft eine wesentliche Rolle, sondern auch Privatgärten. Die vielerorts als Sichtschutz beliebten Thujen bieten den kleinen Fliegern zum Beispiel keine Nahrung und eher wenig Deckungsmöglichkeit, wohingegen die selten gewordene Schlehe über 110 Schmetterlingsarten mit Nährstoffen versorgen kann. Zudem zieht diese seltene Vogelarten wie den Neuntöter oder die Sperbergrasmücke an. Andere Gewächsarten wie Himbeere, Hasel oder Holler bieten Schmetterlingen und Konsorten ebenso die dringend benötigten Speiseplätze. Durch die anfallenden Früchte entsteht zusätzlicher Mehrwert für Mensch und Tier. Darüber hinaus wird das heutzutage häufig zur biologischen Monotonie neigende Umgebungsbild in Vorstädten und auch in so manchem Revier dadurch aufgelockert.

Blühwiesen – ein buntes Menü für die Pollensammler

Wer nun Bienen und anderen Insekten einen besonders reich gedeckten Tisch bereiten möchte, kann eigene Blühwiesen anlegen. Eine solche reichert auch die Kost des Wildes an und verbessert die Bodenqualität, wobei zudem ein gewisser Erosions- und Gewässerschutz erreicht werden kann. Apropos Bodenqualität: Bei der Standortwahl gilt es, nur ein paar grundlegende Kriterien zu beachten. Nicht in Frage kommen Flächen mit Staunässe, hohem Druck durch Unkrautaufkommen oder starker Bodenverdichtung. Wenn an einem Platz bereits viele Wildkräuter blühen, erübrigt sich ein extra Eingreifen selbstredend von vornherein. Hinsichtlich des nötigen Saatguts wird im Fachhandel eine breite Palette an unterschiedlichen Mischungen angeboten. Es empfiehlt sich grundsätzlich, bei der Auswahl auf Mehrjährigkeit zu achten und ausschließlich einheimische Pflanzenarten auszusäen. Wer beim Anlegen seiner Blühwiese gern etwas Unterstützung hätte, kann sich je nach Region an private oder staatliche Organisationen wenden. In Bayern bietet beispielsweise das Landwirtschaftsministerium mit „KULAP“ ein eigenes Förderprogramm zur umweltschonenden Flächenbewirtschaftung an. Auf österreichischem Staatsgebiet ist die Initiative „Bienenwiesn“ tätig, wobei sich in jedem Bundesland außer Oberösterreich eine eigene Unterorganisation mit verschiedenen Teilnehmerbetrieben findet. In Salzburg zum Beispiel kann man sich für die Bepflanzung kleinerer Flächen spezielles Saatgut von der Initiative zuschicken lassen. Wer also nicht viel Platz hat, aber dennoch etwas beitragen möchte, kann für unter sieben Euro ein Mini-Päckchen ordern. Mit den darin enthaltenen zehn Gramm Saatgut lassen sich immerhin circa vier Quadratmeter begrünen. Auf diesem Weg sind zudem noch ein Karton mit 250 und ein Sack mit 500 Gramm erhältlich. Für Wiesen mit Futterverwertung besteht die Möglichkeit einer Mischung aus Glatthafer und Kräutersamen. Mitgeliefert werden auch eine Anleitung zur Aussaat sowie eine Plakette bzw. ein Schild, die bzw. das die ins Projekt eingebundene Fläche ausweist. Vor der Aussaat, welche am besten zwischen April und Juli stattfindet, muss der Boden aufgelockert und bereits vorhandener Bewuchs entfernt werden. Pro Quadratmeter sollte man an die drei Gramm Samen ausbringen und anschließend leicht andrücken. Auf Wunsch übernimmt der Maschinenring das Anlegen etwas größerer Blühflächen, wobei sich die anfallende Gebühr zuzüglich An- und Abfahrtspauschale nach der Quadratmeteranzahl richtet.

Insektenhotel Marke Eigenbau

Neben der Nahrungsaufnahme stellt das Finden von Unterschlupf ein zweites wichtiges Bedürfnis für die kleinen Brummer dar. Wie jedes Kind weiß, bekommen Honigbienen von ihrem Imker hierfür extra eine künstliche Wohnstatt in Form des Stocks zur Verfügung gestellt. Ihren wild lebenden Pendants und diversen anderen Spezies kann aber auch durch die Errichtung künstlicher Nistgelegenheiten geholfen werden. Derartige Insektenhotels lassen sich relativ einfach und mit günstigem Material selbst bauen, was insbesondere für Kinder eine spaßige Gelegenheit zum Basteln verspricht. Die einfachste Variante besteht aus einer mindestens zehn Zentimeter langen Dose, welche mit geeignetem Füllmaterial ausgestopft wird. Sollen Wildbienen oder Wespen darin ein Zuhause finden, empfehlen sich hohle Füllkörper wie kleine Bambusröhrchen, Schilf, Stroh, Himbeer- oder Hollerstängel. Holzwolle kann ebenso benutzt werden und wird zum Beispiel von Marienkäfern oder Florfliegen gerne angenommen. Röhrchen aus Glas oder Acryl hingegen sind wegen ihrer Luftundurchlässigkeit kontraproduktiv. Wichtig ist, den meist scharfkantigen Öffnungsrand der Dose durch Umbiegen oder Abschleifen für die kleinen Mieter sicher zu machen. Zusätzlich sollte man einige schmale Löcher in den Boden bohren, da mangelnde Belüftung bei der Brut zu Krankheiten führen kann. Es zahlt sich aus, das Gefäß gründlich, aber am besten ohne Spülmittel auszuwaschen, da Bienen generell über einen ausgeprägten Geruchssinn verfügen und dahingehend sehr wählerisch bei der Nestsuche vorgehen. Selbiges gilt gleichermaßen für Lasuren oder Lacke. Als alternatives Bastelmaterial bietet sich abgelagertes Hartholz an, in welches unterschiedlich große Löcher mit einem zwischen zwei und neun Millimeter variierenden Durchmesser gebohrt werden. Quer zur Wuchsrichtung des Baumes geschnittene Platten eignen sich nur bedingt, da Bohrungen hier oft zu Rissen führen, welche Parasiten und Feuchtigkeit ins Nest eindringen lassen. Ein Abstand von zwei bis drei Zentimetern zwischen den Bruthöhlen sorgt dafür, dass sich die Nachbarn nicht gegenseitig ins Gehege kommen. Die optimale Bohrtiefe beträgt zehn bis zwölf Zentimeter und die Ränder sollten auch hier geglättet werden.

Äste sind gute Plätze für Insektenhotels, wobei diese aber so befestigt werden müssen, dass sie nicht im Wind herumschwingen. Sogar Insekten achten nämlich auf gefestigte Wohnverhältnisse. Ideal sind Standorte in der Nähe von Futterquellen und ruhigen Wasserflächen. Sand- oder Lehmvorkommen wirken sich ebenso günstig aus. Damit sich keine Vögel an der Brut gütlich tun, kann ein Drahtgitter mit 15 bis 20 Millimeter feinen Maschen vor der Eingangsöffnung platziert werden. Um seinen Zweck zu erfüllen, muss dieses „Sicherheitssystem“ mindestens zehn Zentimeter weit vom Inneren des Hotels entfernt sein. Als Absicherung gegen neugierige Katzen oder dergleichen empfiehlt es sich, die Nistgelegenheit mindestens 80 Zentimeter über dem Boden zu befestigen. Eine leicht schräge Anbringung sorgt dafür, dass etwaiges Wasser abfließen kann und somit im Nest alles schön trocken bleibt. Ein Einwintern der Vorrichtung ist unnötig und führt nur dazu, dass die darin hoffentlich befindlichen Larven in der künstlichen Wärme viel zu früh schlüpfen.

 

Othmar F. C. Hofer

 

Für Interessierte:

www.bienenwiesn.at

www.stmelf.bayern.de/kulturlandschaftsprogramm