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Wie wird die Hasenpest – oder fachsprachlich Tularämie – übertragen?

Der Erreger wird von erkrankten Tieren ausgeschieden oder gelangt über den Kadaver in den Boden oder ein Gewässer und kann dort monatelang überleben. Die Übertragung erfolgt auch über den Kontakt mit erkrankten Tieren, über stechend-saugende Insekten wie Bremsen, Stechmücken oder vor allem auch Zecken. Sie kann aber auch über das Einatmen von erregerhaltigem Staub aus der Umwelt bzw. durch das Nutzen von gegriffenen erkrankten Tieren erfolgen.


Kann auch der Mensch erkranken?

Ja, gerade der Mensch ist für diese Infektionskrankheit sehr empfänglich – schon einige wenige Erreger können ausreichen, eine Erkrankung auszulösen.


Wie kann ich mich anstecken?

Hauptsächlich über das Hantieren mit infizierten Tieren – beispielsweise im Zuge des Abbalgens und Ausnehmens erlegter Feldhasen bzw. der Entsorgung von aufgrund der Hasenpest verendeter Tiere. Aber nicht nur Jäger können daran erkranken, sondern auch Freizeitsportler, Waldarbeiter oder Landwirte, die von stechend-saugenden Insekten oder Zecken infiziert wurden. Auch staubaufwirbelnde Arbeiten am Feld oder im Wald sowie der Verzehr von nicht ausreichend durchgegartem Wildfleisch können Ursachen für eine Infektion beim Menschen sein. Beim Apportieren von erkrankten Hasen – durch die Schwäche der Tiere zeigen sie einen stark verminderten Fluchtreflex – kann sich auch der Jagdhund infizieren. Auch wenn Hunde meist eine höhere Widerstandskraft gegenüber einer Infektion aufweisen, konnte im Rahmen von Untersuchungen bei Jagdhunden aus bekannten verseuchten Revieren nachgewiesen werden, dass bereits rund 7% eine Infektion durchgemacht hatten.


Woran erkenne ich, ob ein Hase oder ein Hasenkadaver tularämieverdächtig sein könnte?

Oftmals erkranken die Tiere sehr akut, haben hohes Fieber und sterben schnell, ohne dass sich bereits die im längeren Verlauf charakteristischen geschwürigen Veränderungen der Haut ausgebildet haben. Vielleicht haben sie aber schon eitrige Augen. Spätestens bei der Eröffnung – die natürlich nicht zu empfehlen ist, aber wenn es sonst kaum äußere Anzeichen gibt, oftmals erfolgt – erkennt man sofort die vergrößerte Milz. Eine hochgradige Milzvergrößerung ist sehr typisch für eine Tularämieinfektion. Bei einer Häufung von hochgradig abgemagerten Tieren, oder Tieren mit eitrigen, geschwürigen Hautveränderungen sollte der Amtstierarzt informiert werden, um über eine Untersuchung auf die Hasenpest zu entscheiden – wichtig ist, vor allem neue Regionen mit Tularämieinfektionen möglichst rasch zu identifizieren.


Wenn ich mit so einem Tier in Berührung gekommen bin, was kann ich tun, damit ich nicht selbst erkranke?

Wenn ich beim Aufbrechen etwa auf die vergrößerte Milz gestoßen bin, dann sofort den Kadaver abdecken und entsorgen bzw. zur Untersuchung einschicken. Im besten Fall habe ich Handschuhe und einen MNS beim Aufbrechen getragen, wenn dies nicht der Fall war, dann sofort die Hände waschen und desinfizieren und darauf achten, sich davor nicht ins Gesicht zu fahren – Schleimhäute sind sehr empfindlich für die Erreger. Wichtig ist auch die Desinfektion der Arbeitsflächen, damit es nicht zu einer Übertragung auf anderes Wildfleisch kommt. Zu beachten ist weiters: Die Erreger sind kälteresistent, handelsübliches Desinfektionsmittel tötet sie aber gut ab.


Sollte ich trotzdem erkranken, was wären die Symptome, die auftreten könnten?

Typischerweise bekommt man ein eitriges Geschwür auf der Hand, wenn man einen Kadaver angegriffen hat. Oder auch im Gesicht, wenn ich mir dorthin gefasst habe. Wenn sich dann auch noch ein Lymphknoten in der Region vergrößert und ein allgemeines Krankheitsgefühl wie bei einer Grippe dazukommt, dann sollte man einen Arzt aufsuchen. Im schlimmsten Fall kann es zu einer generalisierten Infektion mit Lungenentzündung und Meningitis kommen. Glücklicherweise ist das aber sehr selten und ist bei den Ärzten schon ein großes Bewusstsein für die Tularämie da, die ja bei Mensch, Hund und Katze durch den Einsatz spezieller Antibiotika gut behandelbar ist.



Aber das Infektionsgeschehen hat sich verändert?

Die Tularämie ist beim Menschen eine meldepflichtige Erkrankung, weswegen wir wissen, dass sie im Gegensatz zu früher mittlerweile in ganz Österreich und nicht mehr nur in Ostösterreich vorkommt. Allerdings gibt es keinen Grund zur Panik – es sind immer noch Einzelfälle.


Kann ich anhand von Monitoringzahlen erkennen, ob die Hasenpest in meinem Gebiet ausgebrochen ist?

Ja und nein. Ziel des Erregers ist ja, dass er selbst auch bestehen und sich weiterverbreiten kann und nicht die lokale Ausrottung seiner Wirtspopulation. Deswegen würde ich vielleicht eine leichte Verminderung der Population wahrnehmen, was aber vielerlei Gründe haben kann. Nur vereinzelt – etwa in Schweden – wurden auch schon seuchenhafte Verläufe nachgewiesen, bei der eine große Anzahl an Tieren verendete.


Wie sieht es in Salzburg mit der Verbreitung aus?

Seit heuer haben wir wieder eine betroffene Region mehr – den Pinzgau. Damit wurden nunmehr in fast allen Bezirken unseres Bundeslandes Infektionen nachgewiesen. Nur der Lungau scheint noch frei von der Hasenpest zu sein.


Woran liegt es, dass sich die Tularämie an immer mehr Orten nachweisen lässt?

Eine Theorie ist, dass Zecken hier eine wesentliche Rolle spielen. Diese verbreiten sich in Österreich nicht nur von Osten nach Westen, sondern auch von Norden nach Süden und wurden bereits mehrmals in Deutschland und der Schweiz als Überträger der Tularämie identifiziert. Die Feldhasen selbst sind ja eher ortstreu. Man kann es mit der FSME vergleichen, da steigen die Zahlen auch. Eine Folge des Klimawandels ist eben der Anstieg der Zeckenpopulation.


Der aktive Schutz vor Zecken ist also auch ein wichtiger Bestandteil, um mich vor der Tularämie zu schützen?

Ja, und vor allem auch bei meinem Hund! Hunde weisen zwar eine höhere Widerstandskraft gegenüber dem Erreger auf und sind daher nicht so anfällig für eine Infektion als der Mensch, aber sie sind auch nicht immun dagegen. Deswegen ist die Zeckenprophylaxe beim Jagdhund besonders auch zur Herbstjagdzeit wichtig. Es gibt dazu im Handel und beim Tierarzt sehr gut wirkende Präparate, die auf das Fell aufgeträufelt oder oral verabreicht werden können. Aber auch Jäger und Treiber sollten auf die richtige Kleidung, Zeckenschutzmittel und aktive Zeckensuche bei sich selbst nach der Jagd setzen.


Was kann die Jägerschaft gegen die Hasenpest tun?

Ursächlich nicht viel, aber sie kann verdächtige Kadaver einsenden, um herauszufinden, in welchen Gebieten die Tularämie verbreitet ist. Denn der beste Schutz vor der Erkrankung ist das Wissen, wo sie auftritt und auf welche Symptome ich achten muss bei Hase, Hund und mir selbst.

Interview: Peter Schiefer, Eva Weiler
Illustrationen: Eva Weiler