


Die Schonzeiten rücken näher. Was passiert, wenn man den Abschussplan nicht erfüllen kann und wie man mit dem Zeitdruck am besten umgeht, haben wir mit dem Landesjägermeister von Tirol, Anton Larcher, besprochen.
Der Abschussplan steckt einen strengen Rahmen für die Entnahme von Schalenwild – Schwarzwild ausgenommen –, Rauhfußhühner und in manchen Bundesländern auch der Murmeltiere ab. Dabei müssen die Jagdausübungsberechtigten je nach Bundesland unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen erfüllen. Das Führen einer genauen Abschussliste und die jährliche Hegeschau sind Mindestmaßnahmen, die es allerorts einzuhalten gilt und der Kontrolle durch die Behörden dienen.
Die Sinnhaftigkeit der Abschussplanerfüllung steht laut Anton Larcher außer Frage: „Wir sind verpflichtet, einen gesunden, stabilen Wildbestand mit einem ausgewogenen Alters- und Geschlechterverhältnis zu erhalten bzw. zu erreichen.“ Kann dieser Plan aus welchen Gründen auch immer, nicht erfüllt werden, greift die Behörde ein: „Wurde der Abschussplan hinsichtlich der weiblichen Stücke sowie der Kitze in den vorangegangenen Jagdjahren wiederholt nicht erfüllt, so kann die Bezirksverwaltungsbehörde eine zeitliche und auch ziffernmäßige Abfolge der Abschüsse vorschreiben, soweit dies zur Sicherung der Erfüllung des Abschussplans erforderlich ist.“
Dass es mancherorts immer schwieriger wird, die Abschusspläne zu erfüllen, ist dem Landesjägermeister dabei bewusst. Die Gründe dafür sieht er vor allem darin, dass: „in Tirol der Lebensraum des Wildes zunehmend unter Druck steht. Im Umfeld von urbanen Regionen ist inzwischen eine 24-Stunden-Freizeitnutzung vorhanden. Das völlig unkoordinierte Freizeitverhalten von Individual-Sportlern – selbst wenn es nur wenige sind – schafft eine neue Kategorie von Störungen für unser Rotwild, die eine Bejagung erschweren.“ Aber nicht nur das führt zu scheuem Wild, sondern sind auch klimatische Verschiebungen dafür ursächlich. „Der Wald soll umgebaut und klimafit gemacht werden, das bringt die Jagd unter Druck, da das Wild immer stärker in die dichte Vegetation ausweicht. Um da noch Abschusspläne beispielsweise beim Rotwild zu erfüllen, benötigt man viel Gespür, Erfahrung und Zeitaufwand“, berichtet Larcher.
Nicht selten sehen sich Jäger in einem Spannungsfeld aus Zeitnot und Abschussdruck, wenn sich das Jagdjahr dem Ende zu neigt, jedoch noch ein großer Teil der Abschüsse aussteht. Patentlösungen für dieses Problem gibt es aber nicht, stellt Larcher fest: „Je nach Lebensraum und Wildart können ganz unterschiedliche Taktiken zum Erfolg führen. In flachen Regionen leisten Bewegungsjagden mit geübten Schützen Gutes. In Tirol, wo vorwiegend über Pirsch und Ansitzjagd gejagt wird, muss man rechtzeitig anfangen und sich eine Strategie zurechtlegen, denn unter Zeitdruck hat man meist weniger Erfolge bei der Jagd und sie wird so zu einer Stresssituation.“
Egal wie sehr die Zeit auch drängen mag, Weidgerechtigkeit muss bei der Jagd immer an erster Stelle stehen. „Jegliches vermeidbare Tierleid ist auch bei großem Druck zu verhindern“, stellt der Landesjägermeister fest. „Niemals sollte man etwa weiter schießen, als man mit seiner Waffe in der Lage ist, einen sauberen Treffer anzubringen.“ Selbstverständlich sei weiters, „sich nicht zu übereiligen Aktionen hinreißen zu lassen.“ Die mit Ausnahmegenehmigung mögliche Jagd bei Nacht soll seiner Ansicht nach auch nicht als Universallösung gesehen werden, denn „Nachtabschüsse bergen immer ein größeres Risiko, dass Fehler bei der Ansprache passieren. Wünschenswert ist es, wenn es dank einer gut durchdachten Jagdstrategie und einer rechtzeitigen Planung im Revier gar nicht so weit kommen muss.“ Weiters sei zu bedenken, dass diese Ausnahmen Einfluss auf die kommenden Jahre haben. Zu befürchten sei, dass „durch diese Methoden das Wild meist noch heimlicher wird und reguläre Abschüsse noch schwieriger werden.“
BM. Ing. DI (FH) Anton Larcher ist seit 2013 Landesjägermeister von Tirol, zuvor war er ab 2005 Bezirksjägermeister von Innsbruck-Stadt, weiters ist er Stein- und Gamswildreferent, sowie Rauhfußhuhnreferent für Österreich.
Text: Eva Weiler
Porträtfoto: Die Fotografen - Innsbruck
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