Der Pudel wurde ab dem 14. Jahrhundert als Jagdhund bei der Jagd auf Wasservögel eingesetzt. Zahlreiche Gemälde der Renaissance zeigen diese Hunderasse in Jagdszenen. Der Name „Pudel“ kommt aus dem Altdeutschen und bedeutet übersetzt „im Wasser plantschen“. Der Pudel war ursprünglich von mittlerer Größe. Dies lässt sich anhand zahlreicher historischer Gemälde nachweisen. Die Groß-, Klein- und Zwergpudel, wie wir sie heute kennen, entstanden erst sehr viel später.
Der geografische Ursprung des Pudels lässt sich heute nicht mehr gesichert feststellen. Dem Pudel ähnliche Hunde gibt es bereits ab dem Beginn der christlichen Zeitrechnung. Erste Exemplare gab es sowohl im Römischen Reich als auch im alten Persien. Später wurde der Pudel auch in Ungarn, Russland, Frankreich und Deutschland gesichtet. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts begann man, für Zirkusse Pudel in verschiedenen Größen zu züchten. Warum? Diese Hunde galten als sehr gelehrig und lernten Kunststücke bereits nach sehr kurzer Zeit. Etwa zur gleichen Zeit stellte man fest, dass sich der Pudel aufgrund seines treuen und anhänglichen Wesens optimal als Familienhund eignet. Seit dem 20. Jahrhundert wird der Pudel daher vermehrt als Begleit- und Familienhund gezüchtet. Seinen Höhepunkt erlebte die Pudelhaltung in den 1960er-Jahren. Heute ist er dabei, sich den Ruhm früherer Tage zurückzuerobern. Immer mehr Hundeführerinnen und Hundeführer entdecken im Pudel einen wahren Allrounder unter der Vielzahl an Hunderassen. Aber wirklich im Trend ist er nicht – speziell nicht unter den Weidmännern und -frauen –, er ist höchstens ein Geheimtipp. Und das ist auch gut so, denn in der Regel leidet die Qualität der Rasse bei einer allzu großen Nachfrage.
Dass der Pudel heute als Hunderasse mit französischem Ursprung gilt, ist dem Einsatz von Mademoiselle Jeancourt-Galignani zu verdanken. Sie hat sich viele Jahre ihres Lebens intensiv für den Pudel eingesetzt. Jeancourt-Galignani war über Jahrzehnte Präsidentin des französischen Pudelclubs und führt den Pudel auf die Wasserhunde, genauer gesagt auf den Barbet, zurück. Sie geht davon aus, dass alle Pudelgrößen auf den Mittelpudel zurückzuführen sind. Dem entgegen argumentierten die deutschen Kynologen, die die Meinung vertraten, dass alle Pudel auf den Großpudel zurückgehen und dass sein Herkunftsort Deutschland sein muss. Nachträglich ist es schwierig bis unmöglich, aussagekräftige Beweise für die absolute Wahrheit zu finden. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass der Pudel, wie wir ihn heute kennen, zur selben Zeit in unterschiedlichen Ländern aus Verpaarungen von Wasser-, Hirten- und Jagdhunden entstanden ist.
Hinter der Lockenpracht steckt noch mehr
Traditionell wurden Pudel für das Apportieren aus dem Wasser gezüchtet. Diese Veranlagung sitzt auch heute noch tief in seinen Genen. Viele Pudelbesitzer könnten Geschichten darüber erzählen, wie ihr Vierbeiner instinktiv ins Wasser springt und schwimmt. Doch der Pudel stellt diese naturgegebenen Fähigkeiten auch an Land unter Beweis. Dabei hilft ihm sein scharfer Verstand, verschiedene Befehle schnell und sicher zu erlernen, die bei der Jagd vonnöten sind. Zudem zeigt er eine bemerkenswerte Liebe zum Gehorsam, die ihn gerade im jagdlichen Einsatz sehr zuverlässig macht. Zwar wird er in unseren Breiten schon lange nicht mehr als Jagdhund gezüchtet, seine ursprünglichen Gene als Apportierer von Wasservögeln können viele Vertreter dieser wunderschönen Rasse jedoch nicht leugnen. Früher war der Pudel ein klassischer Jagdhelfer „nach dem Schuss“: Vor allem Wasserwild sollte er aus dem Wasser und an Land zuverlässig bringen und bei der Suche sowohl seine Augen als auch die Nase gebrauchen. Dementsprechend jagen viele Pudel auch heute noch auf Sicht und auf Geruch. Das macht den Familienspaziergang mit einem Pudel manchmal unentspannt.
Ein weiterer Pluspunkt des Pudels ist sein fellbedingter Vorteil. Sein dichtes, gekräuseltes Fell bietet nicht nur Schutz im Wasser, sondern auch im dornenreichen Unterholz. Trotz ihres eleganten Äußeren sind sie robust und bewähren sich auch unter schwierigen Bedingungen. Kein Wunder also, dass der Pudel auch heute noch seine Qualitäten als Jagdhund unter Beweis stellen könnte, würde er so eingesetzt und auch ernst genommen werden. Trotz seiner ausgeprägten Fähigkeiten sehen viele den Pudel als reinen Schmusehund. Dies hängt nicht zuletzt mit seinem Erscheinungsbild zusammen, das oft durch modische Schuren geprägt ist. Doch hinter den kunstvollen Frisuren verbirgt sich ein echter Jagdhund, der mit der richtigen Erziehung und Förderung sein volles Potenzial entfalten kann.
Leider sind noch heute viele Menschen aus der Welt der Hundearbeit der Meinung, dass ein Pudel, speziell wegen seines oft auffällig frisierten Fells, zu nichts zu gebrauchen sei. Allerdings ist es dem Pudel egal, wie er geschoren wird. Er zeigt sich in jeder Frisur als stolzer Hund, der sich alle Mühe gibt, seinem Besitzer zu gefallen. In der Erziehung des Pudels braucht es, so wie bei eigentlich keiner Hunderasse, keinen militärischen Ton. Auch der Pudel reagiert sehr gut auf leise Kommandos. Eine historische Geschichte über die Irrungen mit dieser Hunderasse spielte sich in Alaska ab. Ein gewisser John Suter, ein sehr bekannter Musher, also Schlittenhundeführer, war, wie eben der Großteil der Menschen, der festen Überzeugung, der Pudel sei vorwiegend ein verwöhnter Sofahund. Das änderte sich schlagartig, als er eines Tages einen zu hüten hatte. Suter war vom Temperament und der Intelligenz dieses Hundes derart begeistert, dass er sich in den Kopf setzte, selber Pudelbesitzer zu werden und diese Pudel zu Schlittenhunden auszubilden. Er schaffte das Unglaubliche und gewann in Alaska mit seinem Pudelgespann viele Schlittenhunderennen. 90-mal kam er mit seinen Pudeln aufs Siegerpodest. Dann nahm er mit seinem Pudelgespann dreimal am fast 2.000 Kilometer langen Iditarod-Schlittenhunderennen teil, das er erfolgreich im Mittelfeld beenden konnte. Das war in den Jahren 1989 bis 1991. Damit hat er den Beweis erbracht, dass auch der Pudel zu großen Leistungen fähig ist. Wer weiß, vielleicht zeigt auch mal ein experimentierfreudiger Jäger, dass die Gene eines Jagdhundes auch noch heute Teil des Lockenkopfs sind.
Mehr als ein reiner Familienhund
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Pudels verdeutlichen seine Flexibilität und seinen Willen, dem Menschen zu gefallen. Die Wandlungsfähigkeit dieser Rasse zeigt sich auch darin, dass Pudel nicht nur in der Jagd, sondern ebenso im Bereich des Hundesports und als Assistenzhunde, etwa als Rollstuhlbegleithunde oder als Blindenhunde, glänzen können.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass diese Hunde kaum haaren, was sie sehr allergikerfreundlich macht. So haben sie ihre Rolle im Laufe der Geschichte geschickt angepasst und sind ein fester Bestandteil der heutigen Hundefamilie geworden. Die ursprünglichen Instinkte des Pudels sind selbstverständlich nicht verloren gegangen. Selbst als Familienhund bewahrt er seine jagdlichen Anlagen, die durch entsprechendes Training gefördert und genutzt werden können. So schlägt das Herz des Pudels noch immer für die Aktivitäten, die seine Vorfahren ausgezeichnet haben, selbst wenn er heute mehr Zeit auf dem Sofa als im Jagdrevier verbringt.
Auch in der Rettungshundearbeit kann der Pudel immer öfter angetroffen werden, sei es als Mantrailer oder als Stöberhund – dank seines Pudelfells meidet er selten Brennnessel- oder Dornenfelder.
Das lockige Fell und der fehlende Fellwechsel des Hundes bringen allerdings auch Nachteile mit sich. So fällt das Fell nicht aus, sondern wächst immer weiter und muss geschoren werden. Schmutz, Schlamm und Co. können so länger im Fell hängen bleiben. Für welche der vielen Schurvarianten man sich entscheidet, macht für den Hund selbst natürlich keinen Unterschied. Besonders im Sommer muss allerdings besonders auf die Fellpflege geachtet und aufpasst werden, dass das Fell nicht zu kurz geschoren wird, damit der Hund keinen Sonnenbrand bekommt. Die traditionellen Fellfarben sind Schwarz, Braun und Weiß. Mittlerweile gibt es aber auch Pudel in den Tönen Apricot und Silber. Die Haltung des Pudels ist recht unproblematisch, solange er geistige Herausforderungen bekommt und die Fellpflege nicht zu kurz kommt. Was sein Lebensumfeld angeht, hat der Pudel keine großen Ansprüche. Er kann in der Wohnung ebenso gut gehalten werden wie in einem Haus mit Garten. Ein Pudel eignet sich gleichermaßen für das Leben in einer Familie mit Kindern oder in einem Einpersonenhaushalt.
Genetisch ist der Pudel nah an seinem Ursprung geblieben
Da der Pudel über Jahrhunderte genetisch kaum verändert wurde, wurde er für die wissenschaftliche Verhaltensforschung mehr als nur interessant. So wurden zu Forschungszwecken etwa Pudel mit Wölfen verpaart. Leider ist über die Ergebnisse dieser Versuche wenig bis nichts überliefert. Der Pudel ist ein sehr leichter und harmonisch gebauter Hund, der ein hohes Alter erreichen kann. Eine wissenschaftliche Studie von Dr. Helga Eichelberg aus dem Jahr 1996 belegt, dass der Pudel unter allen Hunderassen – in der Studie wurden auch Mischlinge mit einbezogen – durchschnittlich das höchste Alter erreichen kann. Die Langlebigkeit des Pudels beweist, dass er nicht zu den sogenannten „Qualzuchten“ gezählt werden darf. Die oberste Priorität in der Zucht muss immer die Erhaltung des Gesundheitszustandes und nicht die Schönheit sein. Der Rat der Genetiker, der Gesundheit zuliebe mit möglichst fremden Linien zu züchten, sollte unbedingt befolgt werden, denn nur so können gewisse Erbkrankheiten, deren Verbreitung noch nicht vollständig erforscht ist, beispielsweise Epilepsie, HD, Allergien und Patellaprobleme, wirksam eingedämmt werden. Die zur Erblindung führende Netzhautkrankheit (PRA) hat man inzwischen durch die vorgeschriebenen Gentests gut in den Griff bekommen.