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Richtiges Handeln ist keine Kunst, wenn du verstanden hast, wie es funktioniert.

 

Auf der Jagd sind wir als Jäger immer im Begriff, eine endgültige Entscheidung zu treffen und durchzuführen. Diese Entscheidung fällt nicht leicht, der Schuss auf ein lebendes Tier, welches als unschuldig und gar niedlich angesehen werden kann, ist eine emotionale Herausforderung, die ihresgleichen sucht. Im Vorhinein mischen sich Gefühle der Aufregung, Angst, Ungewissheit und auch Hoffnung unter das eigene Handeln. Je nach Ausgang können Empfindungen wie Stolz und Demut hervorgerufen werden – hat es nicht geklappt, wie gewünscht, vielleicht gar Verzweiflung.

Drastisch gesagt, wären viele Jäger ohne den Entschluss, den Urinstinkten des Überlebens und der Natur nachzugehen, wahrscheinlich gar nicht bis zum Jagdschein gekommen. Das ist etwas, das Gegner der Jagd – ohne tiefere Informationen – gerne ankreiden. Dies steht im Gegensatz zum Gedankengut der weidgerechten Jägerschaft, den Wildtieren – egal, welcher Art – kein unnötiges Leid zuzufügen. Über Leben und Tod entscheiden Sekunden und eine kleine Bewegung des Zeigefingers. Der Fokus liegt nicht lediglich auf dem Ziel, sondern vor allem auf dem Treffen.

Unnötiges Leid zu ersparen, ist nicht der Antrieb zur Schussabgabe, sondern vielmehr eine Bedingung, die vorher anerkannt werden sollte. Egal, wie lange jemand zur Jagd geht, der Schuss auf das Lebewesen macht immer einen kleinen Bruchteil der Jagd aus. Die Kombination aus Kognition und Motorik gehört jedoch zum Handwerk des Ausübens der jagdlichen Leidenschaft.

Für die wenigsten Jägerinnen und Jäger ist es alltäglich, ein Tier zu erlegen – wahrscheinlich wird es niemanden geben, der 365 Tage im Jahr Jagderfolg hat. Das bedeutet, dass neben anspruchsvollen Gedanken und Bewegungsabläufen die meistens fehlende Routine der Schussabgabe auf ein unberechenbares und manchmal auch bewegtes Tier hinzukommt. Auch wenn sich das mancher Mensch wünscht: Die Natur kann nicht kontrolliert werden. Die eigenen Handlungen hingegen schon. Das Schießen selbst, sowohl auf dynamische als auch auf statische Ziele, kann mittlerweile sehr gut auf verschiedenen Arten von Schießständen geübt werden. Das Üben mit Papierscheiben oder einer Kinoleinwand stellt dennoch immer „Laborbedingungen“ dar und spiegelt die praktischen Ansprüche der Jagd in der Regel nicht ausreichend realistisch wider. Äußere Umstände wie Wind, Temperatur, die Ansitzeinrichtung oder der Pirschstock, der letztliche Abstand zum Ziel sowie die Bewegungen, die dieses eventuell macht, sind nur schwer nachzustellen. Zu den äußeren Bedingungen kommen erschwerte Umstände in der menschlichen Psyche hinzu. Ein aufgemalter Rehbock oder Überläufer ist eben nicht mit einer lebenden und fühlenden Kreatur zu vergleichen. Die zugemessene Bedeutung für den Schuss ist, vollkommen zu Recht, eine andere.

Glücklicherweise ist das Erlegen von Tieren nicht unmöglich, sonst hätte die Menschheit wahrscheinlich schon die frühe Steinzeit nicht überlebt. Mittlerweile ist jedoch eine zunehmende Entfremdung der Gesellschaft von der Natur sowie ein höheres Empathievermögen des Menschen zu den tierischen Mitbewohnern auf dieser Erde zu beobachten – zumindest in unseren Breitengraden. Inwieweit diese Empathie gerechtfertigt ist, ist eine andere Frage. Klar ist, dass jeder Einzelne von uns Jägern es dem Wildtier schuldig ist, den bestmöglichen Schuss anzutragen. Voraussetzungen wie Jagdschein, richtige Ausrüstung, stabile Ansitzeinrichtungen und ausreichendes Training auf dem Schießstand werden folgend als gegeben angesehen. Denn: Optimale Schussbedingungen und das entscheidende Handeln im passenden Augenblick müssen immer ganzheitlich betrachtet werden.

Bei der Recherche für diesen Artikel fiel mir bereits auf, dass „richtiges Handeln“ überwiegend erst dann entscheidend wird, wenn etwas Schlimmes passiert ist. Es wurden beispielsweise viele Artikel zum Thema Erste Hilfe angezeigt. Mit gewissenhaftem und korrektem Handeln wäre die Situation erst gar nicht eingetreten, weswegen schonmal festzuhalten ist, dass richtiges Handeln bereits in der Vorbereitung beginnt – im Falle eines Jägers also dann, wenn es um das Packen der Ausrüstung, das Aussuchen der Reviereinrichtung und letztendlich um das Einrichten für einen potenziellen Schuss geht.

Die Grundsteine beim Jagen werden allerdings bereits in der Jagdausbildung gelegt, denn es ist deutlich einfacher, von Beginn an ein richtiges Bewegungsmuster zu erlernen, als im Nachhinein eine falsch erlernte Handlung zu korrigieren. Das bedeutet, dass schon bei der Auswahl des Schießlehrers die Augen offen gehalten werden sollten. Durch ständige Rückfragen nach einem vermasselten Schuss – an sich selbst und den Lehrer – sollte die Gefahr des falschen Bewegungsablaufs minimiert werden.

Tritt auf der Jagd die lang ersehnte Situation ein, dass das passende Stück heraustritt, gilt es, das früher Erlernte und stetig Geübte umzusetzen. Eine solide Trainingsbasis führt dazu, dass verschiedene Prozesse im Körper ablaufen, ohne dass wir darüber nachdenken müssen – sie laufen automatisch ab. Wichtig dabei ist, nicht nachlässig zu werden. Je sicherer der einzelne Mensch ist, desto eher vernachlässigt dieser die kleinen, lästigen, jedoch wichtigen Schritte. Schnell kann Übermut der Feind des Jägers werden, von welchem er sich niemals übermannen lassen sollte. Abhilfe schaffen kann eine Checkliste an Aktivitäten oder Ausrüstungsgegenständen, die zu einem erfolgreichen Schuss führen. Diese Liste kann ihren eigenen individuellen Ablauf haben – es gibt keine optimale Handlungskette und kein Rezept, das für jeden gleichermaßen erfolgsversprechend ist. Darauf können beispielsweise Dinge stehen, wie die Entfernung zu messen, eine Drei-Punkt-Auflage einzunehmen etc., eben das, was individuelle Sicherheit gibt. Dabei darf natürlich nur im rechtlichen Rahmen gehandelt werden, der Griff zum Flachmann ist im Umgang mit Waffen niemals gerechtfertigt.

Der Fokus gebührt in den Augenblicken vor dem Schuss der Linie von den Augen über die Visiereinrichtung ins Ziel. An diesem Punkt unterscheiden sich die Jagenden: Manch einer hat mit Jagdfieber oder Aufregung zu kämpfen, ein anderer ringt mit Katastrophengedanken und wieder jemand anderes geht scheinbar emotionslos seinem Handeln nach. Egal, wie sich die Momente kurz vor dem Schuss gestalten – die Erwartung gegenüber dem, was passiert, kann ausschlaggebend sein. Das bedeutet, wer der Angst Raum im Kopf gibt, wird sich immer schwerer tun, zu treffen oder gar zu schießen. Deswegen ist es umso wichtiger, in Gedanken den Fokus auf das saubere Abkommen zu legen. Die Gedanken führen immer zu den Taten, die darauf folgen. Wichtig dabei ist, dass die Vorstellung vor dem Betätigen des Abzugs knapp und positiv formuliert ist. Damit kann das Gehirn den entsprechenden Bewegungsablauf anstoßen und trägt maßgeblich zum Treffen bei. Auf sein Bauchgefühl zu hören, kann helfen. Selbst unerfahrene Jäger spüren durch Achtsamkeit, wann es passt und wann es sich komisch anfühlt. Für den zweiten Fall hilft es, den Druck aus der Situation zu nehmen und mithilfe von Durchatmen und Neuausrichten einen zweiten Anlauf zu wagen. In den seltensten Fällen muss ein Tier in exakt dem Moment erlegt werden, in dem der Jäger auf genau dieser Kanzel sitzt. Auch wenn der Jagderfolg das ist, wonach das Hobby der Jagd strebt, sollte eine Schusshandlung nicht um jeden Preis stattfinden oder gar überstürzt werden. Bestenfalls wird diese Handlung dann gestoppt, bevor ein Unglück passiert. Hilfreich ist es, sich in verschiedenen Situationen, die sich um den scharfen Schuss drehen – wie auf dem Schießstand und auf der Jagd –, selbst kennenzulernen. Das ständige Hinterfragen und Reflektieren der eigenen Handlungen und Gedanken ist hierbei wichtig. Ebenso können Probeanschläge auf verschiedene mögliche Wildwechsel helfen sowie Probeschüsse von den Kanzeln im Revier. Eine einfache Art, Sicherheit in den eigenen Schuss zu bekommen, ist das Üben unter extremen Bedingungen. Wer auf höheren Distanzen oder auch nach körperlicher Anstrengung übt, schafft gute Voraussetzungen für einen leichteren Schuss, wenn dieser auf ein Tier angetragen wird. Eine weitere Stütze beim Schuss kann die Konzentration auf den Abzugsfinger sein, was aufkommende schlechte Gedanken unterbrechen sowie die Erwartung auf den Schuss mindern kann. Somit kann einem Schießfehler wie etwa dem Mucken entgegengewirkt werden.

Ist der Schuss dann gebrochen, muss weiterhin richtig gehandelt werden. Der Blick durchs Feuer kann zum sicheren Abkommen beitragen. Allerdings ist oftmals ein verkrampftes Augenschließen zu beobachten, welches durch klassische Konditionierung erlernt sein kann. Durch das Betätigen des Abzugs entsteht neben Knall und Rückstoß oftmals eine Luftzug, der auf das geöffnete Auge auftrifft und ein reflexhaftes Schließen des Augenlids hervorruft. Das kann dazu führen, dass bei lautem Knall und/oder Rückstoß immer ein Schließen des Auges stattfindet. Diese Reiz-Reaktions-Kette kann durch das Üben mit einer Schießbrille eliminiert werden. Eine weitere fehlerhafte Handlung kann das Reißen am Abzug sein. Hier reicht ein bewusstes Zurückhalten des betätigten Abzugs. Mit ein paar Schüssen am Stand ist das auch recht schnell in den Bewegungsablauf integriert. Es lohnt sich im Übrigen auch immer, eine Schieß-Handlungs-Kette aufzuschreiben und diese Schritt für Schritt im Kopf durchzugehen. Das festigt den optimalen, fehlerfreien Bewegungsablauf beim scharfen Schuss. Dabei sollte auch integriert sein, dass der Kopf und das Auge nach dem Schuss eine Zeit lang an der Visiereinrichtung verweilen, denn viele Jäger und Schützen neigen zu einem ruckartigen Hochreißen des Kopfes, welches zwar zeitlich nach der Schussabgabe terminiert ist, aber bereits zu einem Verreißen beim Schießen selbst führen kann. Dabei entgeht einem auch die Möglichkeit, zu erkennen, ob beim scharfen Schuss auf Wild ein Nachschießen notwendig ist und sicher durchgeführt werden kann. Der Ablauf der Handlungen sollte daher auch immer die Momente nach dem Schuss beinhalten. Der Schuss selbst ist erst abgeschlossen, wenn klar ist, dass kein weiterer Schuss mehr angetragen werden muss. Auch der Lade- oder Repetiervorgang gehört in den optimalen Bewegungsablauf integriert und sollte sowohl aufgelegt als auch im Stehendanschlag geübt und automatisiert werden.

Zum richtigen Verhalten nach dem Schuss sind wir durch unsere Grundsätze der Weidgerechtigkeit verpflichtet. Erschwerend bei einem Abspringen ohne weiteren Sichtkontakt ist natürlich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Auch hier gilt wieder: Wer seine Schritte im Vorhinein penibel plant, gewinnt Sicherheit. Geht der Jagende vom schlimmsten Ausgang aus und nimmt sich dafür eine Handlungsanweisung mit auf die Kanzel, verliert eine schlimme Erwartung in diesem Moment ein wenig die Bedrohlichkeit. Wichtig ist auch: Niemand ist allein oder muss allein handeln. Jagen findet oftmals in einem kleinen Verband statt, nicht direkt auf der Kanzel, aber in Rufbereitschaft ist meistens eine helfende Hand.

Zur Jagd sollte niemals mit einem schlechten Gefühl gestartet werden. Denn Jagen ist ein Privileg, dessen Ausübung nicht alle Menschen haben. Deswegen ist es umso schöner, wenn souveränes Handeln geübt und möglich gemacht wird. Eine Mischung aus verschiedenen Gefühlen, die im Abschuss ihren Höhepunkt finden, macht das Jagen zwar auch aus, sollte die Jagdpassion aber nicht bremsen und nicht dazu führen, dass ihre Leichtigkeit verloren geht.

 

INFOBOX mit Portraitbild – Autorenbox

Claudia Breit

Psychologin mit klinischem Schwerpunkt. Hilft neben und mit ihrer Jagdleidenschaft Jägerinnen und Jägern bei Fragestellungen zur Selbstoptimierung, Schussverbesserung sowie Fehlschussprävention und -verarbeitung, denn die Gefühlsachterbahn bei der Jagd kennt sie selbst nur zu gut. Ihr Ziel ist es, Tierleid durch psychologische Arbeit zu mindern. Zudem möchte sie eine Plattform zum Austausch über Themen bieten, die oftmals von Vorurteilen und Stigmatisierung geprägt sind.

 

Interessierte finden sie unter: www.hunting-tales.de

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