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Eine Arbeitsmaschine, gefangen als Familienhund

Obwohl als „Gebrauchshund“ gezüchtet, führt heute ein großer Teil der Labradore das Leben eines reinen Familienhundes, was äußerst tragisch ist. Tatsächlich besitzt der Labrador Retriever viele Eigenschaften, die ihn geradezu prädestiniert machen für ein Leben als Familienhund. Selbiges gilt aber auch für seine jagdlichen Eigenschaften. Und für fast alle anderen Arbeitseinsätze. Denn der Labrador ist, was er ist: eine Arbeitsmaschine.

Er steht treu vor seinem Herrn. Die Ohren hängen, die Rute wedelt und der Magen knurrt. Ruhig blickt er gen Himmel und wartet auf sein Lieblingsgeräusch – neben dem des Öffnens von Leckerlisäckchen. Plötzlich ist es so weit. Ein Schuss fällt. Der schläfrig beiläufige Blick wird fokussiert und scharf. Eine Ente fällt vom Himmel. Der Hund an der Seite des Schützen weiß genau, wohin sie gefallen ist. Er merkt sich den Punkt, egal, wohin sein Schütze mit ihm geht. Plötzlich kommt das lang ersehnte Kommando: „Apport!“ Der Hund stürmt los, Dornen und Gestrüpp stellen keine großen Schwierigkeiten dar. Auch nicht der Fluss, der den Schützen von seiner Ente trennt. 10 Grad Außentemperatur? Kein Problem. Ein Sprung ins Wasser, eine schnelle Feinsuche, nochmal durchs Wasser und schon sitzt der Hund wieder freudig wedelnd vor seinem Hundeführer. Nur hat er diesmal eine Ente sanft in seinem Maul. Und wartet auf den nächsten Schuss. Und die nächste Ente. So kennen wir ihn, so kennen Jäger ihn und so kennen Liebhaber dieser Rasse ihn – den Labrador Retriever.

Das Farbenspiel und das hohe Alter

Das Fell des Labrador Retrievers kommt in drei Farbschlägen vor: Schwarz, Gelb und Braun, wobei die gelbe Variante von hellcreme bis fuchsrot geht. Der Labrador in silberner Farbe wird zwar des Öfteren gesichtet und als „reinrassig“ bezeichnet, jedoch lehnt jeder ehrenwerte FCI-Labrador-Züchter das Grau entscheidend ab. Warum? Die graue bis anthrazitfarbene Fellfärbung wird mit der gezielten Züchtung der Tiere auf dieses Merkmal hin erreicht. Das Ziel liegt darin, die bekannten und anerkannten drei Fellfarben der Hunde aufzuhellen. „Silver Labs“ sind relativ neu und in den USA seit 2015 offiziell vertreten. Aus dieser Züchtung stammen etwa 99 Prozent aller „Sonderfarben“ – was bedeutet, dass Inzucht hierbei ein großes Problem darstellt. Die Zucht wirkt sich negativ auf die Gesundheit der Tiere aus, denn die Verdünnung beziehungsweise Aufhellung der Fellfarbe ist ein Gendefekt, der bei der Zucht an die Nachkommen vererbt wird. Es handelt sich dabei um die Erkrankung CDA (Color Dilution Alopecia), auch „Blue Dog Disease“ genannt. 
Das typische Haarkleid des Labradors ist dicht, hart und mit einer wasserdichten Unterwolle versehen. Bei diesem kräftig gebauten Hund liegt die optimale Schulterhöhe für Hündinnen bei 54–56 Zentimetern, Rüden sind mit 56–57 Zentimetern nur minimal größer. Ein sehr markantes Merkmal ist die Rute – die sogenannte „Otterrute“. Sie ist mit dichtem Fell bedeckt und vom dicken Ansatz zur Rutenspitze hin verjüngt.

Der Labrador, die freundliche Arbeitsmaschine

Vom Wesen her ist der Labrador Retriever sehr arbeitsfreudig, neugierig und gutmütig. Diese Hunde besitzen einen stark ausgeprägten Willen, ihrer Hundeführerin oder ihrem Hundeführer in jeder Lebenslage zu gefallen. Dieser „will to please“ endet nicht bei der Arbeit, sondern zieht sich durch das gesamte Leben des vierbeinigen Freundes. Zusätzlich sind sie geduldiger und ausgeglichener als andere Jagdhunderassen. Für Hunde dieser Größe haben die Labis eine überdurchschnittlich hohe Lebenserwartung von zehn bis zwölf Jahren. Auch wenn der Labrador Retriever – nomen est omen – ein Apportierspezialist ist, ist dies nicht sein einzig möglicher Jagdauftrag. Die Beliebtheit des Labradors hat unter den Jägern zugenommen. Leider auch bei jenen, die es infolge der leichten Erziehbarkeit des Labradors versäumen, ihn so auszubilden, wie er es verdient. Aus diesem Grund bleiben heute viele Labradore weit hinter ihren jagdlichen Möglichkeiten zurück. Auch wenn es dem Labrador häufig an Raubwildschärfe fehlt und er daher nicht derart vielfältig eingesetzt werden kann wie so mancher Vorstehhund, ist er durchaus für sehr viele Jagden ein hervorragender Begleiter und hat es verdient, vielseitig und konsequent ausgebildet zu werden. Seine feine Nase und seine Geländehärte machen ihn zu einem exzellenten Nachsucher oder Stöberer.

Glücklich wird der Labrador auch außerhalb des jagdlichen Einsatzes. Seinen Drang und seine Perfektion zeigt er gerne im Dummy-Sport, der von vielen Niederwildjägern gerne als Ausgleich in der jagdfreien Zeit betrieben wird. Auch im Spürhundebereich – sei es nach Geld, Sprengstoff, Drogen oder im Naturschutz – kommt dem Labrador seine ruhige und konzentrierte Art entgegen. Sogar das österreichische Bundesheer, das über Jahrzehnte den Weg der dualen Ausbildung ging, wobei die Hunde einerseits eine Schutzausbildung genossen, um dann noch eine zweite Spezialausbildung zu durchlaufen, ist auf den Labrador gekommen. Mittlerweile werden die Labis, natürlich ohne Schutzausbildung, für Sprengstoff- und Drogensuchen eingesetzt. Doch sollen auch schon Labrador-Rüden mit IGP-3-Prüfungen gesehen worden sein – aber das wird für immer und ewig die große Ausnahme bleiben.

Bei welcher Arbeit der Labrador Retriever neben der Jagd seine absolute Bestimmung finden kann, ist die Rettungshundearbeit. Egal, ob im Winter als Lawinenhund oder im Sommer in der Flächen- und Trümmersuche: Hier dürfen die Labis zeigen, was sie können. Im vollen Galopp durch den Wald, über Geröll oder durch den Schnee laufen, dabei zu jedem Zeitpunkt die Nase offen, um menschlichen Geruch aufzunehmen – das ist des Labradors Welt. Und wenn es, oftmals zuchtbedingt, mit dem Bellen nicht so klappen will, ist die Bringsel-Anzeige – wie sie auch in der Jagd immer öfter gesehen wird – eine großartige Alternative, bei der der Labrador seinen genetischen Grundeigenschaften frönen darf.
Schönheit im Kontrast zur Arbeitsleistung

Wer sich mit dem Labrador Retriever beschäftigt, wird immer wieder mit den Begriffen „Showlinie“ und „Arbeitslinie“ in Berührung kommen. Die Begriffe suggerieren dabei, dass Vertreter der Arbeitslinie für den aktiven Einsatz gedacht sind, während Angehörige der Showlinie vorwiegend für Schönheitsausstellungen gezüchtet werden. Im 20. Jahrhundert wurde aus der klassischen Linie die Arbeitslinie herausgezüchtet. Ziel war es, kleinere und schlankere Hunde zu erhalten, die sich besser für die jagdlichen Aufgaben eigneten. Aufgrund ihrer Verwendung wurde für Hunde aus diesen Zuchtlinien der Begriff „Field trial line“ (Jagdhundelinie) eingeführt. Da die Zucht überwiegend in Großbritannien stattfand, wird oftmals auch der Begriff „Britische Linie“ gebraucht. Der ursprüngliche Labrador Retriever wurde aber weiterhin gezüchtet. Hunde aus diesen Zuchtlinien wurden unter dem Begriff „Classic line“ (Klassische Linie) zusammengefasst. Das vorrangige Ziel dieser Linie war es aber nicht, die Hunde auf ihre Showtauglichkeit hin zu züchten. Vielmehr sollten das geschätzte Wesen sowie die körperlichen Eigenschaften des ursprünglichen Labrador Retrievers beibehalten werden. Da die Zucht zu Beginn überwiegend in Nordamerika stattgefunden hat, wird hierfür auch der Begriff „Amerikanische Linie“ gebraucht. Im deutschsprachigen Raum wird die „Field trial line“ als „Arbeitslinie“ bezeichnet. Dies ist auch zutreffend, da sich dieser entsprechende Hunde aufgrund ihrer schlankeren Statur und ihres leichteren Körperbaus besser für den Einsatz zur Jagd, beispielsweise im Unterholz, oder für auf Schnelligkeit und Wendigkeit angelegten Hundesport eignen.

Woher kommt der Labrador eigentlich?

Wir schreiben das Jahr 1814. Eine damals neue Hunderasse betritt die Bühne der Geschichte: der Labrador Retriever. Für ihn namensgebend ist die in Kanada gelegene Labrador-Halbinsel. Hier gab es einen Hund der Rasse Neufundländer, der Stammvater dieser Rasse, der mit einheimischen Hunden mit Retriever-Charakter gekreuzt wurde. Ziel war es, einen etwas leichteren Hundetyp als den Neufundländer zu züchten, der jedoch auch als Arbeitshund noch stabile Eigenschaften hatte. Dies endete mit einer recht einheitlichen Rasse, die sowohl an Land als auch auf dem Wasser arbeiten konnte. An der kanadischen Ostküste waren die Hunde zu Beginn des 19. Jahrhunderts unterstützend in der Jagd auf Niederwild tätig. Auch bei der Fischerei können die wasserfreudigen Labradore ihren Wert beweisen, indem sie abgetriebene Netze und Fische aus dem Wasser bergen. Schon 1870 wäre die Hunderasse aus nicht näher bekannten Gründen – denkbar wäre eine Überzüchtung oder Seuche – beinahe komplett ausgestorben. Nur wenige Individuen überlebten und heute geht man davon aus, dass alle lebenden Labradore auf denselben Urahnen zurückgehen – den im 19. Jahrhunderts in England geborenen Avon. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die freundlichen und arbeitsfreudigen Hunde in Großbritannien weiter auf die Jagd hin gezüchtet.

An den Hebeln der Macht

Heute ist der Labrador Retriever in vielen Ländern der Welt die beliebteste Hunderasse. In den USA schaffte er in den 90er-Jahren an der Seite des US-Präsidenten Bill Clinton sogar den Einzug ins Weiße Haus. Durch seine stetig steigende Beliebtheit ist er in der allgemeinen Wahrnehmung zwar zum Familienhund „degradiert“ worden, doch seine Wurzeln und sein Potenzial als treuer und verlässlicher Jagdhund sollen und dürfen niemals vergessen werden.