Kostenloser Versand ab 50 €
Versand innerhalb von 24h
30 Tage Geld-Zurück-Garantie
Paypal, Kreditkarte & Sofortüberweisung
Hotline +43 662 872 123
Sie vermehren sich prächtig, dringen bis in die Innenstädte vor und lassen manchmal keinen Stein auf dem anderen. Vor allem, wenn sie von fantasiebegabten Zeitgenossen für Löwen gehalten werden und einen massiven Polizeieinsatz provozieren. Solche Vorfälle wie letzten Sommer im Süden von Berlin stellen glücklicherweise eher die Ausnahme dar, doch birgt das Thema Schwarzwild dennoch ordentlichen gesellschaftlichen Zündstoff. Nicht zuletzt in Hinblick auf die zunehmende Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest ist es unabdingbar, dass sich Jägerinnen und Jäger der Herausforderung durch die gestiegenen Bestandszahlen an Wildschweinen entschieden stellen. Doch wie dem Problem auf vertretbare Weise Herr werden? Ansätze dazu findet ihr hier.

Schwein gehabt? 
Wie bei zahlreichen anderen Wildarten auch waren Bestands zahlen und Verbreitungsgebiete der Schwarzkittel im Laufe der Jahrhunderte erheblichen Schwankungen unterworfen. Während die freilebenden Ver treter der Gattung ab der letzten Eiszeit in Eurasien durch den um den Schutz seiner Äcker und Gärten bemühten Menschen zurückgedrängt wurden, fand die Familie der Echten Schwei ne (Suidae) gerade durch die Expansion europäischer Mäch te auf dem amerikanischen Doppelkontinent ein neues Aus breitungsgebiet. Dort entliefen bereits den Konquistadoren einige Exemplare, welche sich hervorragend vermehrten und dadurch erst zum Segen und spä ter zum Fluch wurden. Die heute unter dem Namen „Razorbacks“ geläufigen habwilden Schweine bildeten bis zum Bürgerkrieg eine der wichtigsten Ernährungs grundlagen in den Südstaaten der USA, da sie selbst den Ärms ten eine verlässliche Fett- und Eiweißquelle waren. In Zeiten der industrialisierten Nahrungs mittelerzeugung werden die eingeschleppten Allesfresser viel seltener verspeist und bedrohen durch ihren Appetit lokale Öko systeme, weswegen mancher orts zu drastischen Maßnahmen gegriffen wird. In Texas wird beispielsweise seit 2019 für die Wildschweinjagd nicht nur keine Lizenz mehr benötigt, sondern sogar der Einsatz von Helikoptern erlaubt. Findige Unter nehmer bieten seither zahlungs kräftiger Kundschaft eigene Rundflüge zu Jagdzwecken an. Auch wenn es in unseren Breiten gottlob bei weitem nicht so drastisch hergeht wie im Lone Star State, stellt die zeitgemäße Schwarzwildbejagung eine nicht unerhebliche Herausforderung für den hiesigen Weidmann dar. Mehrere spezielle Eigenschaften der Art machen dem Jäger dabei das Leben schwer.

Überlebenskünstler Schwarzwild 
Beiderseits des Atlantiks zeich nen sich die Schwarzkittel zunächst durch ihre hohe Fort pflanzungsfähigkeit aus. Unter günstigen Bedingungen werden weibliche Tiere schon im ers ten Lebensjahr geschlechtsreif und die Zahl an Frischlingen pro Bache beträgt durchschnitt lich um die sieben. Während die Jüngeren mit zwei bis vier Geschwistern noch weniger Nachwuchs zur Welt bringen, sind es bei erfahrenen Bachen mitunter bis zu zehn Frischlinge. Zusätzlich ist die Fortpflanzungs periode nicht ausschließlich auf die gewöhnliche Rauschzeit rund um den Dezember begrenzt, sondern kann bei Frischlingsver lust oder sehr günstigen Um ständen das ganze Jahr auftreten. Als wichtigster Begrenzungs faktor für die Population können Witterungseinflüsse zählen, da ausgedehnte Winter oder Spät fröste den rasch auskühlenden Jungtieren leicht zum Verhäng nis werden. Bei ausreichendem Nahrungsangebot und milderem Klima jedoch steigt die Zuwachs rate massiv an, weshalb unter Umständen die sommerlichen Stückzahlen jene des Winters um das Dreifache übertreffen können. Untersuchungen aus Niedersachsen zeigten ana log dazu, dass die Zuwachsrate zwischen 2003 und 2009 durch schnittlich bei 262 Prozent des Ausgangs wertes lag. Doch nicht nur ihre hohe Reproduktionsfähigkeit macht die Wildschweine so speziell. Durch ihre ausgeprägte Anpassungs- und Lernfähigkeit sind die Borstentiere zusätzlich noch relativ schwer zu bejagen. Besonders ältere Bachen sam meln im Laufe ihres Lebens einiges an Erfahrung, was sie mitunter ausgesprochen vor sichtig werden lässt. Durch die Führungsrolle in ihrer Rotte pro fitieren auch die anderen Tiere im Sozialverband vom Verhalten der Leitbache, wobei selbst kleinste Veränderungen am Kirr platz oder leiseste Geräusche aus Richtung des Hochsitzes registriert werden.
Welche Altersklasse erlegen? 
Angesichts der gerade genannten Gegebenheiten stellt sich die Frage, wie auf die daraus entstehenden Probleme in angemessener Weise reagiert werden kann. Trotz des dringenden Gebots der Bestandsreduktion darf die Weidgerechtigkeit auf keinen Fall vernachlässigt werden. In diesem Kontext ist vor allem auf den Schutz von führenden Bachen hinzuweisen, da noch kleine Frischlinge auf die Versorgung durch das Muttertier angewiesen sind. Darüber hinaus gilt es zudem, die Rolle der Leitbache innerhalb der Sozialstruktur einer Rotte zu bedenken, wobei allerdings die Bedeutung jener erfahrenen weiblichen Stücke für das gesamte Fortpflanzungsgeschehen auch nicht zu hoch angesetzt werden sollte. Angesichts neuerer Überlegungen scheint nämlich eine Synchronisation der Räusche sowie eine Einschränkung der Fortpflanzung von Jungtieren durch die Leitbache eher unwahrscheinlich. Die hohe Nachwuchsrate macht jedoch jagdliche Entnahmen in allen Altersklassen des Schwarzwildes notwendig, weshalb die richtige Taktik für die Abschusserfüllung unter gleichzeitiger Einhaltung der moralischen Grundprinzipien des Weidwerks entscheidend ist. Hierzu sollte man sich zunächst vor Augen halten, dass zwar ein Großteil der Bachen im Zeitraum von Februar bis Mai frischt, einzelne Geburten sich jedoch bis in den Sommer hinein verschieben können. Am sichersten kann sich der Saujäger von Mitte November bis Mitte Jänner sein, was diese Tage eben zu den besten für Bewegungsjagden auf Schwarzkittel macht. Wenn einem Bachen ohne Frischlinge begegnen, sollte die Chance für eine sichere Erlegung unbedingt genutzt werden. Vor allem im Frühjahr und Sommer ist jedoch Vorsicht geboten, da sich der diesjährige Nachwuchs einer Sau noch im Wurfkessel befinden oder schlichtweg hinter dichtem Pflanzenwuchs versteckt sein kann. Ältere Muttertiere bringen zwar deutlich mehr Frischlinge pro Wurf zur Welt, sind aber im Vergleich zu den jüngeren in wesentlich geringeren Zahlen vorhanden. Aus diesem Grund sind die „frühreifen“ Weibchen insgesamt für den höheren Anteil der Nachwuchszahlen verantwortlich. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich also, besonderes Augenmerk auf die Erlegung von Frischlingen zu setzen. Ebenso sollten reine Überläuferrotten, welche leicht am Fehlen von Frischlingen und der ein heitlichen Körpergröße erkannt werden können, mit Nachdruck bejagt werden. Falls man vor der Wahl steht, sollten grundsätzlich eher die jünge- ren vor den älteren Stücken entnommen werden. Sind bei einer Rotte mit mehreren Bachen sicher nur mehr schon etwas ältere (ungestreifte) und somit nicht auf Milch und Wärme des Muttertiers angewiesene Frischlinge dabei, kann aber durchaus ein Stück von mittlerer Größe erlegt werden. Selbst wenn es eine führende Bache trifft, erhält deren Nachwuchs Führung durch die anderen Mitglieder der Sippe.
Jagdarten – verschiedene Wege, ein Ziel 
Um eine nachhaltige Regulierung der Schwarzwildbestände zu gewährleisten, spielt neben Überlegungen zur Sozialstruktur ebenso das Thema der Effizienz eine wichtige Rolle. Immerhin sind die Ressourcen auch des passioniertesten Jägers letztendlich begrenzt. Die Erfahrung zeigt, dass Drückjagden die mit Abstand besten Ergebnisse hinsichtlich der Relation zwischen zeitlichem Aufwand und Jagderfolg erzielen. Selbst unter Einbeziehung der von den Treibern investierten Stunden wurde pro erlegtem Stück weitaus weniger Zeit verbraucht als bei Formen der Einzeljagd. Die Effektivität zur Bestandskontrolle lässt sich zusätzlich noch durch revierübergreifende Zusammenarbeit steigern. Nichtsdestoweniger ist der individuelle Ansitz nach wie vor von wesentlicher Bedeutung. Ohne Kirrung durchgeführt, stehen die Erfolgschancen zwar weitaus schlechter, doch lässt sich diese Form der Ansitzjagd gut zum Schutz von potenziellen Wildschadensflächen einsetzen. Hierbei macht sich der Weidmann ganz im Stile der Schwerpunktbejagung die Intelligenz des Schwarzwildes zunutze, welches sich schnell die gefährlichen Orte einprägt und in Zukunft meidet. Der Einsatz von Mais und anderen Kirrmitteln hat demgegenüber in der Regel den Vorteil, viel schneller zu einem Anblick zu führen. Damit verbunden ist jedoch unweigerlich die Einbringung einer zusätzlichen Nahrungsquelle, was vor allem in ansonsten mageren Jahren für eine künstliche Erhaltung der Bestandszahlen auf hohem Niveau sorgen kann. Da die Schwarzkittel aber ohne Lock mittel nur vergleichsweise schlecht zustehen, wird für die meisten Jäger kein Weg gänzlich am Kirrplatz herumführen.

Tipps und Tricks 
Falls es bei dem einen oder anderen immer noch nicht so recht klappen will mit der Saujagd, gibt es hier kurz vor Schluss noch ein kleines Potpourri an Ideen: Wer eine Drückjagd plant, sollte vorher für Ruhe sorgen und je nach Möglichkeit in dem angedachten Areal vier bis fünf Wochen lang keinen Schuss abfeuern. Geht es dann an die konkrete Realisierung, kann gar nicht oft genug betont werden, welch wichtige Erfolgsfaktoren Kooperation und Kommunikation darstellen. Wer lieber auf sich allein gestellt loszieht, sollte bedenken, dass jeder Fehler dem Schwarzwild Informationen liefert und es vorsichtiger macht – sei es ein ungewolltes Anstoßen an der Kanzelwand oder ein zu baldiges Abbaumen in der Euphorie nach einem geglückten Schuss. Die Sauen verweilen nämlich nicht selten in der Umgebung eines erlegten Artgenossen und achten genau auf jedes verdächtige Geräusch und jeden ungewohnten Geruch. Wer in dieser Be ziehung auf Nummer sicher gehen möchte, kann es mit einem alten weidmännischen Hausmittel versuchen und sich mit einem zerdrückten Brühwürfel garnieren. Um die Lockwirkung der aus gebrachten Kirrung zu steigern, kann etwas Anis in Körner- oder Pulverform oder auch als Öl unter Mais oder Weizen gemengt werden. Egal, ob mit oder ohne Anis, es sollten anstatt eines großen Futterberges stets mehrere kleine Haufen an Kirrung verteilt werden, da das Wild so länger vor Ort verweilt. Wenn das Problem nicht in den schlecht zustehenden Sauen, sondern in der Schläfrigkeit des Ansitzenden begründet liegt, lässt sich mit Walnüssen spielend leicht Abhilfe schaffen. Das Schwarzwild nimmt die kleinen Köstlichkeiten dankbar an, wobei ein laut vernehmliches Knacken entsteht. Wer als Kind gern mit einer Schleuder durch die Gegend zog, vermag hier sogar kurz seine Jugend wiederaufleben zu lassen, denn die Nüsse können per Zwille bequem vom Hochstand aus in der Landschaft verteilt werden. 
Der Kreativität sind also keine engen Grenzen gesetzt. Wichtig ist dabei vor allen Dingen, dass man am Ball bleibt, denn jeder Frischling, der einem durch die Lappen geht, kann im nächsten Jahr schon eine ordentliche Nachkommenschaft aufweisen, vor allem, was Bachen betrifft. So sollten gerade Jahre mit wenig Bestandszuwächsen als Chancen für eine nachhaltige Kontrolle der Stückzahlen gesehen werden. Mit etwas Überlegung und aufrichtigem Einsatz lässt sich dies gut mit den Prinzipien der Weidgerechtigkeit vereinbaren.