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„Jagd“ – ein kleines Wort mit großer Bedeutung. Oder besser: Bedeutungen. Denn je nach der jeweiligen Situation kann das Weidwerk regionale Lebensmittelgewinnung, praktizierter Naturschutz oder dringend benötigter Ausgleich zum stressigen Alltag sein. Gemeinsam ist den ganzen Aspekten dabei, dass sie den Menschen auf wesentliche Weise prägen. Bewusst gelebt, stellt die Jagd weitaus mehr als eine bloße Freizeitbeschäftigung dar und kann sogar zum regelrechten „Way of Life“, zu einer Richtschnur des Lebens in den Turbulenzen der modernen Welt werden.
Geboren, um zu jagen

Für das Bestreiten unseres Lebensunterhalts spielt die Jagd heute – von Ausnahmen wie Berufsjägern einmal abgesehen – nur mehr eine eher untergeordnete Rolle im weltweiten Vergleich. Dies stellt entwicklungsgeschichtlich gesehen jedoch eine ziemliche Neuheit dar, denn der Homo sapiens lebte von seinen Ursprüngen an jahrtausendelang als Jäger und Sammler. Neue Funde aus dem Gebiet um den Victoriasee legen sogar nahe, dass bereits unsere evolutionären Vorgänger von der Gattung Homo Erectus vor ungefähr zwei Millionen Jahren dem Weidwerk nachgingen. Es wurden nicht nur Steinwerkzeuge, sondern auch die Knochen zahlreicher Säugetiere ausgegraben, welche für das Zerteilen charakteristische Kerben aufweisen oder gleich zertrümmert worden waren, vermutlich, um an das darin enthaltene nahrhafte Mark zu kommen. Die zuständigen Forscher werten ihre Entdeckungen als die bisher ältesten Hinweise auf von unseren entfernten Vorfahren durchgeführte Jagden, wobei diese, im Unterschied zu Raubtieren wie Löwen, vorzugsweise junge Exemplare erbeuteten. 

Die Bedeutung, welche die Beschaffung von Fleisch für die Entstehung des modernen Menschen hatte, lässt sich eindrücklich aus dessen Körperbau erschließen. 
Manche mögen sich jetzt fragen, was an der im Vergleich zu den Wildbeutern des Tierreichs wenig gefährlich wirkenden menschlichen Gestalt da gemeint sein könnte. Die Antwort ist so unscheinbar wie effizient: Unsere Statur ist perfekt geeignet für die ausdauernde Fortbewegung durch savannenartige Landschaften bei der Verfolgung potenzieller Beute. Der aufrechte Gang sorgt für Rundumsicht im hohen Gras, die langen Beine mit kurzen Zehen machen das Laufen einfacher, während das deutlich reduzierte Haarkleid und die vielen Schweißdrüsen einer Überhitzung entgegenwirken. Auf diese Weise waren die Frühmenschen dazu in der Lage, schnelleres Wild über weite Strecken zu hetzen und schließlich zu erlegen. Die kalorien- und proteinreiche tierische Nahrung begünstigte das Gehirnwachstum, was wiederum zum Ersinnen effektiverer Jagdmethoden beitrug. Mit dem Wurfspeer, dessen erstes Auftreten von manchen Wissenschaftlern auf ungefähr 500.000 Jahre vor Christus festgelegt wird, schufen sich die urzeitlichen Jäger ein technologisches Mittel, welches ideal zu einem weiteren Körpermerkmal des Menschen passt. Durch unsere mobile Taille, die zur Seite gedrehten Schulterpfannen sowie die griffstarken Hände mit den beweglichen Daumen sind wir nämlich mit einer natürlichen Begabung für das Werfen ausgestattet. Diese Möglichkeit, Distanzwaffen zielgenau einzusetzen, stellte einen wesentlichen Vorteil für die Nahrungsbeschaffung, aber auch die Verteidigung gegen Raubtiere dar. 
Es bestehen Hinweise, dass die Entwicklung der menschlichen Schulter somit kein Zufall, sondern Produkt einer evolutionären Auslese sein könnte. Zudem dürfte der erfolgreiche Einsatz von Wurfwaffen unseren Urahnen einiges an Konzentration und Voraussicht abverlangt haben, was sich wohl positiv auf deren Fähigkeit zur Selbstbeherrschung ausgewirkt hat. Der Blick in die Entstehungsgeschichte zeigt, dass die Fähigkeit zum Erlegen von Tieren als wesentlicher Faktor der Entwicklung die Gestalt des Menschen tiefgreifend prägte. Die Jagd ist uns allen somit gleichsam in die Wiege gelegt.

Zurück ins Paradies

Die Jagd war also ausgesprochen wichtig für unsere Vorfahren. So weit, so gut, aber immerhin hat sich die Menschheit doch weiterentwickelt. Manch skeptischer Zeitgenosse wird also mit der berechtigten Frage aufwarten: Was hat das mit der heutigen Lebensführung in einer Welt mit Supermärkten, Autos und Smartphones zu tun? Wie kann eine so archaisch, ja in gewisser Hinsicht brutal anmutende Beschäftigung der Persönlichkeitsbildung in einer hochmodernen Gesellschaft zuträglich sein? Der Schlüssel zum Verständnis dieses vermeintlichen Widerspruchs liegt gerade in jenem „primitiven“ Charakterzug der Jagd begründet. Die Herausforderung, ein Stück Wild weidgerecht zu erlegen, und die Freude über einen geglückten, sauberen Abschuss wecken Emotionen in unserem Innersten und zeitigen ein Zufriedenheits- und Verantwortungsgefühl, welches sich auch auf das ganze restliche Leben auswirkt. Psychologen sprechen in dieser Beziehung vom sogenannten „Eustress“, also einer Form von Belastung, welche positive Auswirkungen auf Körper und Geist hat. Ein Dasein ohne derartige herausfordernde Elemente, ohne Problemlösung und die damit einhergehende Zufriedenheit wäre auf den ersten Blick vielleicht für manchen durchaus verführerisch, würde aber letztendlich schnell zu Langeweile und Depression führen. 
Was der Mensch braucht, ist zielführende Beschäftigung, einen Zweck, wenn man so will. Die Jagd stellt einen der ursprünglichsten dieser „Zwecke“ dar. Nicht von ungefähr wurde die Sesshaftwerdung unserer steinzeitlichen Vorfahren, die allmählich vom Jagen und Sammeln auf Ackerbau und Viehzucht umstiegen, schon als eine Art Auszug aus dem Paradies gedeutet. Mit dem Wechsel zu einer produzierenden Wirtschaftsweise waren die ersten Bauern gleichsam wie Adam und Eva im Alten Testament aus dem Garten Eden herausgetreten und mussten das so gewonnene Brot „im Schweiße ihres Angesichts“ essen. 
Zweifellos war das Leben als nomadische Wildbeuter und Sammler alles andere als einfach oder gar idyllisch. Die Jagd stellt nichtsdestoweniger eine Verbindung zu den archaischen Wurzeln unserer Existenz dar, mit deren Hilfe jeder Gang ins Revier zu einem Ausflug ins Paradies werden kann.
Entspannung und Verantwortung

Neben kulturwissenschaftlichen Erwägungen sprechen auch harte naturwissenschaftlich erhobene Zahlen von den Vorzügen des Lebensstils Jagd. Eine englische Studie zeigt beispielsweise, dass eine wöchentliche Aufenthaltszeit in der Natur von mindestens zwei Stunden das Wohlbefinden der Probanden laut eigener Aussage deutlich steigerte. Hierbei mussten die 120 Minuten nicht einmal am Stück in Wald und Feld verbracht sein, sondern konnten durchaus etwas aufgeteilt werden. In Japan macht man sich diesen Effekt bereits seit den 1980er-Jahren systematisch zunutze und nicht selten verschreiben Ärzte dort ihren gestressten Patienten „Shirin Yoku“, also Waldbaden. Jägerinnen und Jäger verbringen bekanntlich viel Zeit aufmerksam in der Natur, was ihre Passion zu einer Erholung für Körper und Geist macht. Der Gang durchs Revier ist also auch eine gesundheitliche Prophylaxe. Eine Pirsch auf Krankenschein wird es aber leider in absehbarer Zeit dennoch nicht geben. 
Wie sich gelebtes Weidwerk positiv auf konkrete Charaktereigenschaften auswirkt, zeigt eine 2006 durchgeführte Studie des deutschen Rechtspsychologen Prof. Dietmar Heubrock. Der Präventionsexperte vom Institut für Psychologie und Kognitionsforschung in Bremen untersuchte anlässlich einer anstehenden Ergänzung des Waffengesetzes die geistige Verfassung von bundesdeutschen Jägern im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Die Ergebnisse waren bemerkenswert, denn die Weidleute wiesen insgesamt eine höhere psychische Stabilität und Zufriedenheit auf und waren weniger anfällig für Depressionen als jagdfremde Personen. Zusätzlich waren die Vertreter der grünen Zunft besser darin, ihren Ärger zu kontrollieren oder Konfliktsituationen zu lösen. Es konnte zudem ein gesteigertes Gerechtigkeitsbewusstsein bei den Jägern festgestellt werden. 
Mögliche Gründe für die verbesserten Werte der Jagdscheinbesitzer wurden zwar nicht direkt erhoben, doch äußerte Prof. Heubrock, selbst ein engagierter Weidmann, eine Vermutung: Jäger sind gerne bereit, Verantwortung zu übernehmen. Hierdurch entstehen für sie häufiger Situationen, in denen die angesprochenen Eigenschaften geschult werden. Die beiden beschriebenen Studien zeigen, wie die Jagd das Leben weit über ihre konkrete Ausübung hinaus auf förderliche Art und Weise beeinflussen kann. Mit diesen Tatsachen im Hinterkopf kann durchaus gesagt werden, dass aufrichtig gelebtes Weidwerk bessere und zufriedenere Menschen aus uns macht.

Wer jagt, setzt sich in direkte Beziehung zur Natur und erzeugt dabei mit dem Wildbret ein Lebensmittel von höchster Qualität. Was das so gewonnene Fleisch von anderen Nahrungsmitteln mit ähnlich hohem Wert unterscheidet, ist jener unmittelbare Bezug des Jägers zu seiner Beute. Mit dem Ragout vom selbst geschossenen Bock kann beispielsweise in der Regel nicht einmal das feinste Fünf-Sterne-Menü mithalten. Das ausgekochte Geweih an der Wand dient als Trophäe zur bleibenden Erinnerung an das besondere Erlebnis und verleiht dem, was für andere womöglich nur ein Braten unter vielen wäre, eine individuelle Bedeutung, lang über den kulinarischen Genuss hinaus. 
Durch die Teilnahme am natürlichen Kreislauf von Entstehen und Vergehen werden wir als Jäger auch an unsere eigene Vergänglichkeit erinnert, was jeden schönen Moment unendlich viel wertvoller macht. Gleichzeitig erwächst aus dieser Mitwirkung die Pflicht zur Bewahrung des uns anvertrauten Teils der Umwelt. Es ist und bleibt ein Kaleidoskop der Bedeutungen: Jagen, das ist ein Ausflug in die Tiefen der Seele und eine Schule des Charakters. Es ist Übernahme von Verantwortung und beglückender Verzicht. 
Jagen, das ist … ein Lebensstil!