Jagdhund vs. Familienhund
Charakterlich
setzt sich beim Weimaraner stets der Jagdhund durch. Das heißt, er hat eine
gute Nase, ist gelehrig, folgsam und besitzt die sogenannte „Wildschärfe“.
Darunter verstehen Züchter und Jäger die Eigenschaft, dass ein Hund von sich
aus den Willen hat, Wildtiere zu erlegen oder diese festzumachen. In der Jagd
gilt das als unverzichtbar. Daher ist dieser Wesenszug ein entscheidendes Zuchtmerkmal.
Und genau hier beginnen die Probleme bei der Haltung als Familienhund. Ja, er
ist schön anzusehen. Ja, es macht was her, mit so einer hochbeinigen grauen
Schönheit durch die Innenstadt zu bummeln. Doch ist dies absolut gegen das
Wesen dieser Hunde. Als Familienhund eignet sich der Weimaraner nur bedingt,
denn er möchte jagen – und wenn sich die Gelegenheit bietet, tut er das. Zur
Not auch die Familienkatze.
Der
Weimaraner in der Ausbildung
Nimmt man diesen Vollblut-Jagdhund als das, was er eben ist – ein harter
Arbeiter in Feld und Forst –, bekommt man den perfekten Jagdbegleiter. So binden
sich die Tiere eng an ihren Hundeführer und gelten als sehr lernwillig. Zudem
freuen sie sich über gemeinsame Aktivitäten. Der Weimaraner gilt als robust und
wenig anfällig. Er ist auch bei Schmuddelwetter gern draußen. Viele Vertreter
der Rasse lieben außerdem das Wasser. Darüber hinaus ist der Weimaraner sehr
treu, was ihn bei Familien beliebt macht. Allerdings gibt es auch Stimmen, die
sagen, dass die Jagdhunde sich nur auf einen Menschen wirklich einlassen und
andere Mitglieder im Haushalt lediglich tolerieren.
Langes oder kurzes Fell
Was viele
nicht wissen, ist, dass es zwei Varianten des Weimaraners gibt: den Weimaraner
mit langem Fell und den mit kurzem Fell. Die kurzhaarige Variante ist am
weitesten verbreitet, wobei auch die langhaarige Variante immer beliebter wird.
Der Weimaraner mit langem Fell ist seit dem 20. Jahrhundert immer häufiger
geworden. Er ist keine eigenständige Rasse, sondern vielmehr eine Variante des
Weimaraners mit kurzem Fell. Ein langes Fell wird laut Rassestandard nicht mehr
als Mangel angesehen, weswegen die Variante offiziell anerkannt wurde. Die Seltenheit dieser Sorte lässt sich durch ein rezessives Gen erklären,
das für ein langes Fell sorgt.
Das Fell des langhaarigen Weimaraners ist drei bis fünf Zentimeter lang. Es ist glatt oder leicht gewellt und es gibt ihn mit oder ohne Unterwolle. An Hals, Brust und Bauch ist das Fell länger und am Kopf kürzer. Der Schwanz ist gut behaart, mit einem großen Federbusch.
Der Kurzhaar-Weimaraner ist die ursprüngliche und am weitesten verbreitete Variante. Das Fell ist kurz, dicht, eng anliegend und sehr dick. Generell hat er keine Unterwolle und die Fellpflege ist sehr viel weniger zeitaufwendig als bei anderen Jagdhunde-Rassen. Unabhängig davon, ob er nun kurzes oder langes Fell hat, bleibt der Charakter des Weimaraners natürlich gleich – beziehungsweise individuell unterschiedlich von Hund zu Hund.
Die richtige und artgerechte Beschäftigung
Soll ein Weimaraner also ausschließlich in Jägerhände abgegeben werden? Jein. Die artgerechte Haltung eines Weimaraners muss unbedingt den
Jagdtrieb der Rasse berücksichtigen. Am einfachsten gelingt das einem Jäger,
der den Hund im Revier arbeiten lässt. Aber auch in der Hand von Hundesportlern
oder in anderen Arbeitsfeldern kann es gelingen, den Weimaraner wesensgerecht
zu fordern. Weimaraner möchten neben dem Laufen auch geistig gefordert werden.
Viele Vertreter der Rasse finden sich in der Rettungshundearbeit, speziell im
Mantrailing wieder. Auch das Bewachen ist eine
Aufgabe, die der Weimaraner bestens erfüllt. Er ist aufmerksam und beschützt
das Haus. Während das auf dem Land kein Problem ist, kann diese Eigenschaft in
einer Stadtwohnung belastend werden – für Mensch und Tier. Grundsätzlich weisen
sowohl die Literatur als auch zahlreiche Hundetrainer darauf hin, dass
Weimaraner keine Anfängerhunde sind. Die Erziehung
erfordert Geschick und Wissen. Wer von Beginn an konsequent, fair und ohne
Härte mit dem neuen Familienmitglied arbeitet, erhält jedoch einen treuen
Begleiter, dessen Herz am höchsten für die Jagd schlägt. Der Aristokrat unter
den Hunden ist eben ein Vollblut-Jagdhund.