Kostenloser Versand ab 50 €
Versand innerhalb von 24h
30 Tage Geld-Zurück-Garantie
Paypal, Kreditkarte & Sofortüberweisung
Hotline +43 662 872 123
Außenparasiten bei Wildtieren
 von Univ. Doz. Dr. Armin Deutz 

Einige Außenparasiten profitieren – wie auch die meisten Innenparasiten – von der Steigerung der Durchschnittstemperaturen und den milderen Wintern. Sie zählen also zu den sogenannten „Klimagewinnern“.
Zeckenbefall schon fast ganzjährig 
Neben Stechmücken sind Zecken die bedeutendsten Überträger von Krankheitserregern auf Menschen und Tiere, wobei Bakterien, Viren und einzellige Parasiten übertragen werden. Einige dieser in Mitteleuropa human- bzw. veterinärmedizinisch relevanten Erreger sind das FSME-, Bhanja-, Tribec- und Lipovnik-Virus, einige Bakterienarten (Borrelien, Rickettsien, Anaplasmen, Coxiellen, Tularämie-Erreger) sowie Parasiten (Babesien). Weltweit erkranken jährlich hunderte Millionen Menschen an von Zecken und Stechmücken übertragenen Erregern und bis zu 3 Millionen Menschen sterben jährlich daran. 
Das Vorkommen von Zecken ist von Umweltfaktoren, in erster Linie von der Lufttemperatur und -feuchtigkeit, abhängig. In Perioden oder Gebieten mit hoher Temperatur und geringer Luftfeuchte treten Zecken in geringeren Dichten auf. Zudem gibt es jahreszeitliche „Zeckengipfel“, ungefähr von Anfang Mai bis Mitte Juni und nochmals zwischen Ende September und Anfang November. Das saisonale Auftreten von Schildzecken hängt mit den Witterungsbedingungen (Lufttemperatur und -feuchtigkeit), der Bodenfeuchte und mit den ökologischen Ansprüchen der Zeckenart zusammen. Im Hochsommer ist es für die meisten europäischen Zeckenarten häufig zu heiß oder zu trocken, da ziehen sie sich in obere Bodenschichten zurück. Manche Zeckenarten sind gegenüber Austrocknung sehr empfindlich, so tritt z. B. der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) nur dort auf, wo die relative Luftfeuchte über längere Phasen über 80 % liegt. In Wintern mit milden Temperaturen können Zecken mittlerweile auch auf Wirten angetroffen werden. Wenn ein Wirt einmal besiedelt ist, rückt das „Mikroklima am Wirt“ in den Vordergrund.

Zecken sind Außenparasiten an landlebenden Wirbeltieren, die sich den größten Teil ihres Lebens aber nicht auf ihren Wirten aufhalten. Der Gemeine Holzbock wurde auf bisher fast 300 Wirbeltierarten (Säuger, Vögel, Reptilien) festgestellt. Diese Zeckenart nimmt in jedem Entwicklungsstadium (Larve, Nymphe und Imago) nur eine Blutmahlzeit zu sich und befinden sich dadurch nur eine kurze Phase ihrer ein- bis mehrjährigen Entwicklung auf einem Wirt. Zeckenweibchen können so viel Blut aufnehmen, dass sich ihr Volumen bis um den Faktor 200 vervielfachen kann, Männchen saugen deutlich weniger Blut. 

Zur Wirtssuche begeben sich Zecken in die bodennahen Vegetationsschichten und sie finden ihre Wirte mit einem spezifischen Organ, dem Haller’schen Organ, das sich am letzten Glied der Vorderbeine befindet. Damit werden Veränderungen der Temperatur, des Kohlendioxid-, des Ammoniak- und des Milchsäuregehalts sowie der Luftfeuchte festgestellt. Dabei nimmt die Zecke eine charakteristische Körperposition ein – sie streckt die Vorderbeine ab und bewegt diese tastend in der Luft – und stellt so die Richtung und Position eines möglichen Wir-tes fest. Haben Zecken einen Wirt gefunden, siedeln sich diese besonders an warmen und feuchten Stellen mit dünner Haut an. Alle mitteleuropäischen Zecken sind Dreiwirtzecken, das bedeutet, dass jedes der drei Entwicklungsstadien auf einem anderen Wirt parasitiert. Die Saugakte auf den verschiedenen Wirten dauern rund drei Tage bis zwei Wochen. Die Blutaufnahme erfolgt über stechendsaugende Mundwerkzeuge, die in den Wirt eingestochen werden und durch die einerseits Unterdruck durch eine Saugpumpe aufgebaut und andererseits Speichel durch eine Speichelpumpe in die Stichwunde gepumpt wird. Mit dem Speichel werden gerinnungshemmende und anästhesierende Substanzen sowie unter Umständen Krankheitserreger in den Wirt abgegeben. Nach der Blutaufnahme lassen sie sich zu Boden fallen und häuten sich dabei zum nächsten Stadium, woraufhin die nächste Wirtsbesiedelung erfolgt. Nach der Blutmahlzeit des erwachsenen Weibchens verlässt dieses ihren Wirt und legt zwischen 2.000 und 3.000 Eier ab.

Zecken breiten sich in den Alpen aus

Der Einfluss von Zecken als Krankheitsüberträger wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Bei steigenden Temperaturen ist eine schnellere Entwicklung von Zecken möglich, weiters verschiebt sich die regionale Verbreitung von Zeckenarten – besonders kommt es zu einer Verschiebung in höhere Lagen. Hierbei konnten Verschiebungen um bis zu 400 Höhenmeter in ca. 30 Jahren beobachtet werden. Es werden in manchen Gebieten (v. a. mit spärlicher Vegetation und Bodenstreu) eher heiße, trockene Sommer sein, die dem Auftreten gewisse Grenzen setzen, und nicht mehr kalte Winter.
In dieser Übersichtskarte des österreichischen Alpenraums sind Gebiete bis 1.000 m Seehöhe blau (= Zeckenrisikogebiete bis vor ca. 25 Jahren), zwischen 1.000 und 1.700 m rot (= mittlerweile zusätzliche Risikogebiete) und über 1.700 m grün dargestellt. Es zeigt sich: Risikogebiete für zeckenübertragene Krankheiten haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich vergrößert! (Quelle: Th. Guggenberger/HBLFA Raumberg-Gumpenstein) 

Noch vor wenigen Jahrzehnten traten zeckenübertragene Krankheiten in der Steiermark bis zu einer Seehöhe von rund 1.000 Metern auf. Heute müssen wir davon ausgehen, dass diese Krankheiten bereits in deutlich höheren Lagen übertragen werden können, was infektionsgefährdete Gebiete wesentlich ausdehnt. In Bruck a. d. Mur ereignete sich vor drei Jahren eine Babesiose bei einem Rind auf ca. 1.700 Metern. Babesien sind einzellige Blutparasiten, die nach Befall der Blutkörperchen zu deren Zerfall führen. Die Tiere haben Fieber, zeigen Blut-armut und Schwäche und verenden in schweren Fällen innerhalb weniger Tage. Es gibt aber auch milde Verlaufsformen. In der Schweiz konnten bei über 10 % von insgesamt 984 untersuchten Blutproben von Reh-, Rot-, Gams- und Steinwild verschiedene Babesien-Arten nachgewiesen werden. Bei Reh- und Rotwild waren die Nachweise häufiger, ebenso gelangen mehr Nachweise in niedrigeren Lagen und bei Jungtieren. Mit dem Ansteigen der Temperaturen und damit dem der Zecken ist zukünftig sicherlich mit häufigeren Nachweisen bei Gams- und Steinwild zu rechnen, wie auch bei einem vom Autor diagnostizierten Fall in Judenburg/Steiermark auf einer Seehöhe von 1.500 Metern. 
International gesehen profitieren die ehemals afrikanische Lederzecke (Hyaloma marginatum), die mittlerweile schon in Südeuropa als Überträger von Krim-Kongo-Fieber auftritt und in Österreich bereits überwintert, oder die Winterzecke (Dermacentor albipictus) auf Elchen in Nordamerika, die massive Fallwildraten verursacht, vom Klimawandel. 

Lausfliegen und Haarlinge

Haarlinge, häufige Außenparasiten beim Schalenwild, leben von Hautschuppen, Haarteilen sowie Blut und beunruhigen die Tiere ständig. Meist sind Haarlinge in Nestern vor allem in den Achsel- oder Schenkelbeugen und in der Gegend des Brustbeins nachzuweisen. Starker Haarlingsbefall, der oft bei auffallend schwachen Stücken zu beobachten ist, ist immer ein Hinweis auf andere primäre Ursachen einer generellen Schwächung wie beispielsweise durch hochgradigen Befall mit Innenparasiten. Die Schadwirkung besteht nicht so sehr in einer direkten Gewichtsminderung als vielmehr in der ständigen Beunruhigung. Unterschiedliche Arten von 5 bis 7 mm großen Lausfliegen (z. B. Gams- oder Hirschlausfliegen) befallen Wildwiederkäuer. Lausfliegen verlieren, wenn sie einen entsprechenden Wirt gefunden haben, ihre Flügel und überwintern auf diesem Wirt. Die Schädigung entsteht durch die Beunruhigung der befallenen Tiere, daneben durch kleine Hautverletzungen und den Blutentzug. Massenbefall mit Haarlingen (ca. 3 mm) oder Lausfliegen (ca. 5 mm) kann zum Krankheitsbild der sogenannten „Haarseuche“ führen.

„Haarseuche“ bei Reh- und Gamswild

Die sogenannte „Haarseuche“, besonders vor dem Frühjahrshaarwechsel, führt zu einem Abbrechen der Winterhaare in ca. 0,5 cm Höhe, hauptsächlich an Träger, Brust und Flanken, wo erkrankte Stellen wie geschoren und heller aussehen. Zusätzlich zeigen diese Stücke hin und wieder abnormes Verhalten wie Umherziehen auf engem Raum, plötzliches Unterbrechen des Äsens oder Beißen an den Flanken. Hochgradiger Haarlings- und Lausfliegenbefall ist heuer vermehrt auch bei Gamswild zu beobachten, was vermutlich durch den milden Winter mit verursacht ist. Ein Befall mit diesen Parasiten sollte aber möglichst noch am warmen Wildkörper beurteilt werden, da die meisten Außenparasiten den abgekühlten Wildkörper eines erlegten/verendeten Stückes verlassen.
Zwei weitere Krankheitsbilder durch Außenparasiten könnten sich durch den Klimawandel ebenfalls verschlimmern. So scheint es, dass Gams- und Steinwild in warmen Frühwintern, in denen sie schon im Winterhaar sind, durch den auch zu dieser Jahreszeit möglichen Hitzestress eher und hochgradiger an Räude erkranken. Ebenso nehmen Fälle von Hautdasselbefall bei Rehen zu und Hautdasseln wurden in der Steiermark auch schon bei Gamswild beobachtet.

Hautdasseln beim Reh

Die hummelähnliche Hautdasselfliege des Rehwildes (Hypoderma diana) ist 10 bis 12 mm lang, fliegt von Mai bis August und legt ihre Eier auf Haare der hinteren Körperpartien von Rehen, Rot- und Damwild, seltener Muffel- und Gamswild ab. Nach einigen Tagen schlüpfen aus den Eiern Larven, bohren sich durch die Haut ein und beginnen ihre Unterhautwanderung in Richtung Rücken, wo sie unter der Rückenhaut ab Dezember als „Dasselbeulen“ erscheinen. Während der Larvenwanderung tritt Juckreiz auf, durch Kratzen kann es zu flächiger Haarlosigkeit kommen. 
Durchschnittsgewichte befallener Rehe liegen rund 1 kg unter jenen von nicht befallenen Stücken. Im März schlüpfen die Larven über die Atemlöcher durch die Haut und verpuppen sich im Boden, um ab Mai wieder als Dasselfliegen zu schlüpfen und auszufliegen. Dassellarven findet man sowohl an der Deckenunterseite als auch am Wildbret. Auffallend sind anfangs flächenhafte, blutigsulzige Bereiche in Unterhaut und Muskulatur, später Bindegewebskapseln (Dasselbeulen), die neben der Larve eine schleimige Flüssigkeit, seltener Eiter enthalten können, sowie ein Atemloch durch die Decke. Bei Veränderungen der Muskulatur bzw. deutlicher Abmagerung sind befallene Stücke jedenfalls nicht geeignet für den menschlichen Verzehr, gegen den Eigenverzehr nicht befallener Teile nicht abgemagerter Rehe spricht nichts. Das Auftreten des Dasselbefalls bei Rehen scheint – zumindest was die regionale Verbreitung betrifft – zuzunehmen.

Als Ursachen diskutiert werden Faktoren wie Wilddichte, Witterungs-/Klimafaktoren oder auch eine Abwehrschwäche durch fütterungsbedingte chronische Pansenübersäuerung, wie auch bei anderen Parasitosen bereits beobachtet wurde. Eine Bekämpfungsmöglichkeit besteht lediglich in intensiver Bejagung mit Absenken der Wilddichte. Nach der Erlegung befallener Stücke können sich die Larven nicht weiterentwickeln und der Kreislauf ist unterbrochen (Infektionsrisiko im nächsten Jahr sinkt) und bis November sind die Wildbretschäden auch noch gering. Eine medikamentöse Behandlung (in Österreich verboten) ist wegen der Dosierungsprobleme nicht zielführend, von der Rückstandsproblematik her riskant und zudem würden die abgetöteten Larven unter der Decke absterben und zu eitern beginnen.