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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Innovationsexplosion auf dem waffentechnischen Markt. Eine der größten Veränderungen war sicherlich der Übergang von Vorderlader zu Hinterlader, der in der österreichischen Monarchie vor allem durch die schmachvolle Niederlage in der Schlacht bei Königgrätz beflügelt wurde. Dort standen sich die Preußen 1866 mit ihren neuartigen Zündnadelgewehren und die Österreicher und Sachsen mit ihren traditionellen Vorderladern gegenüber. Es zeigten sich trotz aller Nachteile der neuen Gewehre – Trefferleistung und Reichweite waren vermindert, der Verschluss ging schwer und durch die komplizierte Herstellung der Einheitspatrone war diese recht fehleranfällig – die Mängel der Vorderlader.

Besonders die Notwendigkeit beim Laden aufzustehen und die Ladung mittels Ladestock in den Lauf zu stoßen, bot dem Feind eine erweiterte Angriffsfläche und führte zu langen Ladezeiten zwischen zwei Schüssen. Die Hinterladerschützen hingegen konnten beim Laden liegen bleiben und sich der neue Taktik des „Schnellschusses“ bedienen, bei dem sie so schnell wie möglich hintereinander feuerten. So wurde Königgrätz nicht nur richtungsweisend für die weitere Geschichte Zentraleuropas – durch den Sieg wurde Preußen Führungsmacht in Deutschland und Otto von Bismarck setzte infolgedessen die kleindeutsche Lösung durch –, sondern auch für die weitere Entwicklung der Langwaffen für Gefecht und Jagd.

Die vernichtende Niederlage von Königgrätz sollte aber auch den kometenhaften Aufschwung der kurz zuvor gegründeten Josef und Franz Werndl & Comp., Waffenfabrik und Sägemühle in Steyr bedingen. Diese erhielt nämlich den Auftrag, einen Hinterlader auf Basis des 1866 von Josef Werndl und Karl Holub entwickelten Tabernakelschlosses für die k. u. k. Armee zu bauen. 1869 wurde Werndl & Comp. in die Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft umgewandelt, die bis ins Jahr 1913 über 6 Millionen Waffen für die k. u. k. Armee produzieren sollte. 1886 wurde die Erfindung eines Mehrladegewehrs von Ferdinand Mannlicher zum Patent angemeldete und schnell zum Standardgewehr der k. u. k. Armee – die ÖWG wurde zur größten Waffenfabrik Europas. Das Mannlicher Modell 1895, ein Repetierer mit Geradezugverschluss, wurde rund 5,5 Millionen Mal produziert und rüstete ebenso wie die 1905 gleicherorts entwickelte Selbstladepistole die k. u. k. Truppen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs aus. Doch auch im Bereich der Jagdwaffen tat sich die ÖWG – besonders durch den Ingenieur Ferdinand Mannlicher und seinen „Mannlicher-Schönauer“ – hervor.

So gab es schon 1901 eine kleine Sensation aus Steyr zu vermelden: die erste Flinte, bei der Läufe und Gehäuse aus einem Stück Stahl gefertigt wurden, ging in Produktion. Wer sie entwarf und wie sie genau gefertigt wurde, darüber schweigen die Quellen der Steyr Arms GmbH, die als Nachfolgefirma der ÖWG und verschiedener Zwischenstufen, wie viele andere auch, eine durch zwei Weltkriege bedingte Einbuße an historischen Unterlagen beklagen musste. Ende des ersten Weltkriegs wurde die Monoblockflinte, die eine in kleiner Auflage produzierte, teure Waffe für den (Geld-) Adel war, eingestellt. Gut hundert Jahre danach, gibt es aber wieder einen Monoblock aus Steyr – ganz anders und doch basierend auf der Innovation aus dem Jahr 1901. Wir durften mit Harald Pichler, dem Entwickler dieses neuen Monoblocs sprechen.

Was unterscheidet deinen modernen Monobloc vom historischen Vorbild?

Der historische Monoblock war eine Flinte, meine Entwicklung ist ein Präzisionsrepetierer. D. h. früher hatte man zwei Läufe, die nebeneinanderliegend Schrotladungen auf ein gemeinsames Ziel lenken mussten. Heute liegt die Kunst darin, Lauf, Patronenlager und Gehäuse aus einem Teil zu schmieden. Auch ist bei einem Repetierer die Innengestaltung des Laufs ganz anders. Wir haben heute ein gehämmertes Zug-Feldprofil drinnen, der historische Monoblock hatte glatte Läufe. Eigentlich ist nur die Fertigung in einem Stück die zentrale Ähnlichkeit. Alles andere haben wir neu entwickelt.

Wie bist du auf die Idee gekommen, den historischen Monoblock neu zu interpretieren?

Daran ist einer unserer Verkäufer schuld. Der hat einmal gesagt, „wir bräuchten wieder einmal so einen Hammer wie den Monoblock“ – also etwas, das sonst niemand hat. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich habe mir dann beim Jagern überlegt, ob man diese Monoblockfertigungsweise nicht auch für ein modernes Jagdgewehr nutzen könnte und schon war die Idee geboren.

Was ist der Vorteil davon, wenn Lauf und Gehäuse nur aus einem Teil bestehen?

Der Riesenvorteil daran ist ja, dass man sich das Gewinde sparen und so ein schlankes Gehäuse bei höherer Stabilität machen kann, aber auch dass er weniger fehleranfällig ist. Man kennt das ja: Je mehr Teile man hat, desto mehr Abweichungen und Fehler können passieren. Wenn ich aber zwei unterschiedliche Monobloc-Kaliber nehme und sie nacheinander in denselben Schaft einspanne, dann habe ich trotzdem nur minimale Abweichungen. Das war auch eine der großen Herausforderungen bei der Entwicklung, den Monobloc so zu bauen, dass er ein modulares Gewehr wird.

Warum habt ihr euch dafür entschieden?

Der Kunde kommt dadurch viel schneller an sein individuell angepasstes Produkt – für einen SM12 muss man schon einmal 12 Wochen Lieferzeit einplanen. Das entfällt beim Monobloc. Und es erleichtert auch die Lagerhaltung für uns, für den Großhändler und den Büchsenmacher vor Ort. Ein schönes Beispiel, warum das für die Kunden weiters von Vorteil ist, habe ich in meinem eigenen Geschäft erlebt: Da kam ein Pärchen, das sich gemeinsam ein Gewehr kaufen wollte. Sie hatten aber gänzlich andere ergonomische Voraussetzungen. Deshalb haben sie sich dann für den Monobloc entschieden, weil man ohne viel Werkzeug den Schaft verlängern und verkürzen und somit auf den jeweiligen Schützen einstellen kann. Auch ein Kaliberwechsel ist interessant. Der Monobloc ist ja nicht gerade günstig (Anm. der Redaktion: ca. 4800€ Erstanschaffungskosten), wenn man aber mit unterschiedlichen Kalibern schießt, kann man sogar sparen, da die Wechselkaliber selbst jeweils etwa 1200 € kosten.

Welche Innovationen stecken sonst noch im Monobloc?

Viele. Interessant ist aber sicher die Oberfläche. Wir haben uns für eine DLC-Schicht entschieden. Das steht für „diamondlike carbon“ und kommt aus dem Automotivebereich. Diese Schicht ist wartungsfrei. Sie kann nicht rosten, ist korrosionsbeständig, absolut kratzfest und noch dazu auch optisch ansprechend mit ihrer tiefen Schwärze. Wir sind der einzige Jagdwaffenhersteller, der diese Schicht verwendet. Auch der Schaft ist durch sein Design innovativ, wobei ich von Anfang an für einen traditionellen Holzschaft gewesen bin, den es jetzt deshalb auch gibt. Der Kunststoffschaft, mit dem wir unseren Monobloc 2018 vorgestellt haben, ist zwar robuster, aber wer die traditionelle Optik bevorzugt, der wird eher Gefallen an unseren Holzschäften finden.

Was passiert beim Monobloc, wenn der Lauf ausgeschossen ist?

Das passiert nur in den seltensten Fällen. Selbst Berufsjäger, die 200 Stück im Jahr schießen, würden bei einer Lebensdauer von 10.000 Schuss, auf die der Monobloc ausgelegt ist, 50 Jahre dafür brauchen. Und selbst wenn man das schaffen sollte, kostet der Monobloc selbst nur rund 1200€, das ist immer noch günstiger als so mancher Wechsellauf. Übrigens verkürzt sich die Lebensdauer bei allen Läufen, wenn man sie nicht richtig putzt und wartet oder etwa den Schalldämpfer drauf lässt.

Interview: Harald Pichler, Eva Weiler

Fotos: Harald Pichler, Steyr Arms