Lieber Andreas, wie ist dein „Rehrein“ denn entstanden?
Mittlerweile benutzen viele Jäger beim Putzen einer Rehbocktrophäe ja einen Hochdruckreiniger. Da ziehen sie sich ein Gummigwandl an, denn kaum fahren sie mit dem Strahl hin, spritzt ihnen schon der Spaß entgegen. Es ist eben nicht gerade eine klasse Arbeit, denn kaum hat man das Haupt sauber, muss man den Saustall rundherum beseitigen. Bei mir war es genau das Gleiche, weshalb ich eines Tages angefangen habe, mir Gedanken zu machen, wie das sauberer über die Bühne gehen könnte. Als Erstes versuchte ich es mit einer Sandstrahlbox, was zwar von der Grundidee her funktionierte, aber noch bei Weitem nicht das Gelbe vom Ei war.
Es musste ja irgendwie zu bewerkstelligen sein, dass alles gleich fixfertig nutzbar in einem Kastl kombiniert ist, das sich zudem noch leicht reinigen lässt. Durch Ausprobieren hab ich es dann so hinbekommen, dass man vorher nicht einmal mehr das Kiefer oder die Decke vom Haupt schärfen muss, sondern es einfach im gekochten Zustand mit einem Hochdruckstrahler von Fleisch und Fellresten befreien kann. Bei meinen Versuchen sammelte ich schließlich genug Erkenntnisse, um eine eigens dafür ausgelegte Metallbox mit Abfluss, fest verbauten Gummihandschuhen und Hochdruckreiniger-Anschluss bei unserem lokalen Schlosser in Auftrag geben zu können. Herausgekommen ist letztlich etwas wirklich Brauchbares.
Bei unserem Zeltverleih machen wir es vom Prinzip her gleich und drängen niemandem unnötige Sachen auf, nur um am Ende des Tages mehr zu verdienen. Teilweise rate ich sogar ganz im Gegenteil zu einem kleineren Zelt, da es so schneller voll wird und dann mehr los ist, als wenn sich die Gäste überall im Raum verteilen würden.
Wie läuft es derzeit mit dem neuen Unternehmen?
Reich werde ich mit „Rehrein“ nicht. Ohne den Zeltverleih wäre ich jetzt sicher schon in der Insolvenz damit (lacht). Jetzt waren wir zum Beispiel bei der internationalen Holzmesse in Klagenfurt, wo an sich sehr viel Interesse bestand. Man sieht auf den ersten Blick, dass das Kastl schon etwas wert ist, aber der Preis von ca. 3.000 Euro schreckt natürlich doch einige ab. Dabei bekommst du da gleich ein voll einsatzbereites Gerät und musst nichts extra kaufen. Bei der Kärntner Messe waren aber auch einige Besucher dabei, die sich den „Rehrein“ gleich dort geholt haben.
Da wir vorerst keine neue Werbung mehr geschaltet haben, läuft jetzt gerade nicht viel, was aber etwas Gutes hat. Für die Kinder daheim brauche ich nämlich auch einmal Zeit. Der Zeltverleih ist halt ein Saisongeschäft, bei dem es ab April richtig losgeht, um dafür im November wie mit einer Axt abgehackt plötzlich aufzuhören. Es staut sich viel in der Saison. Im Mai ist es beispielsweise ein Wahnsinn. Mit dem „Rehrein“ habe ich angefangen, weil es mir selber so gefallen hat und ich mir gedacht habe: „Das verkauft sich sicher!“ Meist scheitert ein Kauf aber an mangelnder Kooperationsbereitschaft, denn wenn sich beispielsweise zehn Jäger zusammentun, wären es für jeden nur mehr gut 300 Euro. Dabei hält das Gerät ewig, wenn man es nicht gerade den Winter über draußen stehen oder von einer LKW-Ladefläche fallen lässt. Ich könnte theoretisch auch ein günstigeres Modell anbieten, aber beim Jagern will man doch etwas Gescheites haben, nicht wahr?
Und für eine ordentliche Wildkammer oder die neue Büchse lässt man ja ebenso einiges springen. Den „Rehrein“ schaffst du dir einmal an und brauchst dich nie mehr groß mit Trophäenbearbeitung oder Punktabzügen bei der Hegeschau herumärgern. Ich will niemandem seine Methode schlechtreden, aber zum Beispiel das Ausbohren der Gehörgänge oder Nebenhöhlen kannst du dir so komplett sparen.
Hattest du mit Hürden zu kämpfen, etwa Bürokratie oder dergleichen?
Bevor es in den Verkauf ging, musste erst eine CE-Prüfung erfolgen. Wegen eines Patents hätten wir auch geschaut, aber das kostet so viel, dass es sich nicht auszahlt. Es handelt sich einfach um ein Nischenprodukt. Wenn ein größerer Konzern das in sein Fertigungsprogramm aufnehmen möchte, ist es bei uns eh aus. Bevor ich selbst zum Herumexperimentieren anfing, habe ich sogar eine bekannte Firma angeschrieben und erklärt, welches System ich mir da vorstelle. Obwohl die von der Firma meinten, dass sie es sich anschauen würden, habe ich darüber hinaus dann nie eine Rückmeldung erhalten. Für die Idee hätte ich dann einfach nur gern ein Modell für mich selbst gehabt. Das hätte mich dann weit weniger gekostet als jetzt, wo die erste ganze Serie bei mir daheim steht. Wir haben ja zum Glück den nötigen Lagerraum, da der früher als Depot des Zeltverleihs fungierte hat. Ich mache das einfach, weil es mich interessiert. Wenn das nämlich mein Broterwerb wäre, hätte ich wahrscheinlich den Druck, das Produkt mit Blick auf die Verkaufszahlen wesentlich billiger zu produzieren. Darunter hätte jedoch die Qualität gelitten.
Wie und wo wird der „Rehrein“ denn hergestellt?
Im oberösterreichischen Munderfing gibt es einen Hersteller für Förderbänder an Industrielagen mit dem Namen Maderegger. Der hat den Großteil der Fertigung übernommen. Der Hochdruckreiniger stammt von der deutschen Qualitätsfirma Kränzle und auch die Schlauchpakete bekommen wir von einem Unternehmen aus dem Nachbarland. Nach all den Versuchen mit diversen Schläuchen etc., für die ich bei den Firmen zahlreiche Materialproben geordert habe, könnte ich zu Hause ein Geschäft für Hochdruckreiniger-Bedarf aufmachen. Das Beleuchtungssystem stammt ursprünglich von CNC-Drehmaschinen und auch der Plexiglasdeckel kann spielend leicht ersetzt werden. Egal, was du mit dem Kastl machst, du bekommst Ersatzteile – was wesentlich zu dessen Nachhaltigkeit beiträgt.
Braucht der Umgang mit dem „Rehrein“ viel Übung? Worin bestehen seine besonderen Vorteile?
Etwas Feingefühl ist schon vonnöten. Zum Beispiel habe ich in der Anfangszeit gleich bei dem ersten Krickerl, das ich von einem Freund zum Ausprobieren erhalten habe, mit zu viel Druck gearbeitet und das Nasenbein vorne davonfliegen lassen. Den Dreh hat man aber schnell heraußen. Dann kann man drinnen in der Garage oder Werkstatt arbeiten, anstatt draußen hinter dem Haus einen Dreck zu machen. Unten in dem Kasten hast du eine Schublade mit Korb, in dem sich die Grobteile sammeln und der sich spielend leicht ausleeren lässt. Den Rest kannst du ganz simpel mit dem inbegriffenen Schlauch abspülen und schon ist alles wieder sauber. Kein Hin- und Herräumen, kein Umziehen, das kannst du im schönen Ausgehgewand machen. Daneben kann man sich gut unterhalten, weshalb der Geselligkeitsaspekt auch noch ins Spiel kommt. Früher hat das Auskochen als umständliche und unsaubere Arbeit keinen anderen interessiert, doch jetzt kommen sie gerne mit einem Tragerl Bier vorbei. Das ist ein weiterer Vorteil (lacht). Scherz beiseite, es läuft einfach gemütlich, ohne irgendeinen Dreck über die Bühne.
Es ist ein bisserl wie mit dem Abwaschen: Warum haben die meisten bei uns denn heutzutage einen Geschirrspüler? Ich erledige das Auskochen und Putzen meistens gleich nach dem Aufbrechen. Einfach schnell das Haupt heruntergeschärft und in den Kochtopf, dann ist nach zwei Stunden alles erledigt. Selbst wenn du sehr genau bist oder dir extra Zeit lässt, brauchst du mit dem „Rehrein“ fürs ausgekochte Haupt höchstens zehn Minuten. Bei einem mehrjährigen Bock kann der Druck gefahrlos voll aufgedreht werden, was die nötige Zeit noch einmal verkürzt. Letztens hab ich beispielsweise nur sechs Minuten gebraucht.
Wie wird die technische Innovation beim Trophäenputzen denn so in der Jägerschaft aufgenommen?
Nicht wenige sagten, dass es für sie einfach dazugehört, das Haupt ihres erlegten Bocks sorgfältig von Hand zu säubern, weswegen die Anschaffung meines Geräts für sie nicht in Frage käme. Für mich stellen aber die Vorfreude, das Ansitzen und letztlich der Schuss die entscheidenden Erlebnisse beim Bockjagern dar. Was danach kommt, ist zwar auch wichtig, zählt aber zur Verarbeitung und die muss man sich doch nicht unbedingt verkomplizieren. Oft wird etwa beklagt, dass man so schwer unter die Rosen hineinkommt beim Ausputzen. Mit dem „Rehrein“ ist das kein Problem. Weil jeder seinen eigenen Ansatz hat, bieten wir unterschiedliche Ausführungen an, z. B. ohne extra verbauten Hochdruckreiniger. Am besten verkauft sich jedoch das Gesamtpaket mit Kochplatte und Co. Alle, die den „Rehrein“ bis jetzt gekauft haben, sind hochgradig begeistert.
Du merkst beim Austausch mit den Leuten auf den Messen und anderswo dennoch ganz genau, dass es auch welche gibt, die strikt dagegen sind. Die Jüngeren sind eher interessiert, während die Älteren in der Regel oft sehr skeptisch sein können. Viele haben auch schon ihre ganz eigene Herangehensweise beim Trophäensäubern entwickelt, von der sie nur ungern abweichen. Ich möchte in der Beziehung niemandem etwas absprechen, denn es soll jeder so machen, wie er es für richtig hält. Gleichzeitig bin ich vom „Rehrein“ überzeugt und kann nur empfehlen, ihn selbst einmal auszuprobieren.
Lieber Andreas, hab herzlichen Dank für dieses spannende Gespräch. Wir wünschen dir und deiner Familie auch weiterhin noch viel Glück und Erfolg!