Das Revier entscheidet: Wald-, Feld- oder Mischrevier?
Das wichtigste Kriterium bei der Wahl des richtigen Wärmebildgeräts ist dein Revier.
Waldrevier: In dichten Wäldern oder auf der Kirrung sind ein breites Sichtfeld und eine geringe Vergrößerung entscheidend. Eine Erkennungsreichweite von bis zu 100 Metern ist ausreichend. Achte darauf, dass das Sichtfeld bei 100 Metern 20 bis 30 Meter beträgt.
Feld- und Bergrevier: Auf großen Freiflächen musst du Wild oft auf Entfernungen von bis zu 350 Metern sicher erkennen können. Ein etwas schmaleres Sichtfeld ist hier akzeptabel, da du mehr Wert auf Reichweite legst.
Mischrevier: Hier brauchst du einen Allrounder. Eine Erkennungsreichweite von 200 bis 300 Metern kombiniert mit einem breiten Sichtfeld von 18 bis 25 Metern auf 100 Meter ist ideal.
Begriffsdefinitionen: Was bedeuten die Angaben?
Sehfeld (Field of View)
Das Sehfeld gibt an, wie breit der Bereich ist, den du in einer bestimmten Entfernung überblicken kannst. Je größer das Sehfeld, desto breiter der Bereich, den du siehst. Ein breites Sehfeld ist besonders im Wald von Vorteil, wo schnelle Reaktionen gefragt sind. Faustformel: Um das Sehfeld in Metern auf 100 Meter Entfernung zu berechnen, multipliziere die Sehfeldangabe in Grad (z. B. 11°) mit 1,745. Ein Sehfeld von 11° ergibt so etwa 19,2 Meter auf 100 Meter.
Sensorgröße und Pixelgröße
Die Sensorgröße bestimmt die Detailgenauigkeit. Gängige Sensorgrößen sind 384x288 Pixel (Mittelklasse) oder 640x480 Pixel (Oberklasse). Ab diesem Herbst werden Geräte mit 1280x1024 Pixel auf den Markt gebracht – hier erwarten wir einen großen Gamechanger. Ein größerer Sensor liefert schärfere Bilder, kostet aber mehr. Auch die Pixelgröße ist entscheidend: Kleinere Pixel (z. B. 12 μm) erfassen feinere Details, während größere Pixel (z. B. 17 μm) mehr Licht einfangen und die Bildhelligkeit verbessern.
NETD (Thermische Empfindlichkeit)
NETD steht für Noise Equivalent Temperature Difference und gibt die thermische Empfindlichkeit des Geräts an. Je niedriger der Wert (z. B. ≤50 mK), desto besser kann die Kamera kleine Temperaturunterschiede wahrnehmen. Das ist besonders wichtig, um Wild präzise zu erkennen. Bei einem Wert von 20 mK entspricht die wahrnehmbare Temperaturdifferenz 0,002 Grad.
Objektivgröße
Die Objektivgröße beeinflusst das Sichtfeld und die Reichweite. Kleinere Objektive, wie 25 mm, bieten ein breites Sichtfeld, ideal für den Wald. Größere Objektive, wie 50 mm, haben eine höhere Reichweite, aber ein schmaleres Sichtfeld. Für ein Mischrevier ist eine Objektivgröße von 35 mm oft der beste Kompromiss.
Vergrößerung und Zoom
Die Grundvergrößerung sollte niedrig sein (ca. 1,5- bis 2-fach), um ein breites Sichtfeld zu erhalten. Ein digitaler Zoom kann das Bild vergrößern, führt aber zu Qualitätsverlusten. Nutze den Zoom nur sparsam, da er oft die Schärfe des Bildes beeinträchtigt.
Kalibrierungszeit
Bei der Kalibrierung wird das Bild für kurze Zeit eingefroren, was das Erkennen von Wild erschweren kann. Eine Kalibrierungszeit unter 1 Sekunde ist ideal, um das Wild nicht aus dem Blick zu verlieren.
Displaygröße und Auflösung
Das Display sollte eine Auflösung von mindestens 640x480 Pixeln haben. Größere Displays (z. B. 1280x1024 Pixel) sind angenehmer für die Augen und bieten eine bessere Detailwiedergabe.
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit sollte mindestens 3 bis 5 Stunden betragen. Für längere Ansitze oder Pirsch ist ein Gerät mit Wechselakkus empfehlenswert, damit du stets eine geladene Batterie zur Hand hast.
Datenübertragung und App-Anbindung
Viele moderne Wärmebildgeräte bieten WiFi oder Bluetooth, um Bilder und Videos direkt auf dein Smartphone zu übertragen. Achte darauf, dass die App des Herstellers intuitiv und schnell ist.
Ansprechgenauigkeit
Wärmebildgeräte eignen sich hervorragend, um Wild zu erkennen, aber das sichere Ansprechen (Art, Alter, Geschlecht) ist nur bis zu einer bestimmten Distanz möglich. Hier sind Nachtsichtgeräte oft überlegen, da sie feinere Strukturen wie Äste oder Gras besser zeigen. Bedenke: Je näher du am Wild bist, desto besser die Ansprache.
10 Tipps für den Kauf eines Wärmebildgeräts
Bevor du dich für ein Wärmebildgerät entscheidest, beachte folgende Punkte:
- Wähle ein großes Sehfeld für mehr Überblick.
- Eine große Sensorgröße und kleine Pixel liefern bessere Bilder.
- Achte auf eine hohe thermische Empfindlichkeit (NETD ≤50 mK).
- Die Kalibrierungszeit sollte so kurz wie möglich sein.
- Ein großes Display ist angenehmer für lange Ansitze.
- Die Objektivgröße sollte auf dein Revier abgestimmt sein.
- Eine gute Akkulaufzeit ist besonders bei längeren Jagdeinsätzen wichtig.
- Der Datentransfer sollte einfach und schnell sein.
- Wähle eine robuste Bauweise, besonders bei häufigem Einsatz im Gelände.
- Safety first: Bei jedem Schuss zählt die Sicherheit – egal, wie gut das Bild ist!
Mit diesen Anhaltspunkten bist du bestens gerüstet, um das passende Wärmebildgerät für deine Jagdpraxis zu finden. Weidmannsheil!